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Perfekt für jeden

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Dieser Zeigertelegraf wird in der kleinen Sonderausstellung über Werner von Siemens gezeigt. Von Immanuel Sander Siemens-Sonderausstellung klingt langweilig? Ich bin 15 Jahre, besuche die 9. Klasse und möchte Sie davon überzeugen, die neue Sonderausstellung zu besuchen. Ob Sportler, Geschichtsfreak, Physikbegeisterte oder einfach nur so - für jeden von Ihnen habe ich Gründe zusammengestellt. Bitte auf MEHR klicken und weiterlesen.... ###MORE### Werner von Siemens. Die einen haben bei diesem Namen das Bild eines Mannes mit buschigem Bart vor Augen, die anderen müssen an ihre Waschmaschine oder ihren Staubsauger von der Firma Siemens denken. Doch die wenigsten wissen, wie viel dieser Werner von Siemens tatsächlich geleistet hat, wie vielseitig und facettenreich er eigentlich war. Nun hat aber jeder die Möglichkeit in der Sonderausstellung über Werner von Siemens anlässlich seines 200. Geburtstages in diesem Jahr, sich im Deutschen Museum selbst ein Bild von diesem in jeder Hinsicht genialen Mann zu machen. So weit, so gut. Mit dem obigen Text habe ich vielleicht den ein oder anderen Stammkunden des Deutschen Museums dazu bewegt, auch mal in der Siemens-Sonderausstellung vorbeizuschauen. Doch wie sieht es mit all den anderen Personen aus? Ich bin 15 Jahre alt, besuche die 9. Klasse und absolviere momentan ein Berufspraktikum am Deutschen Museum. Im Zuge dessen wurde ich gebeten, diesen Blogbeitrag zu der Ausstellung zu verfassen. Ich soll also die Leute auf die Ausstellung aufmerksam machen, sie davon zu überzeugen, die Ausstellung aufzusuchen. Aber wie? Ich habe noch nie einen Blog geschrieben. Aber ich bin, nach einigen Recherchen im Internet, mit dem Resultat durchaus zufrieden. Es folgen also die Gründe, warum man die Siemens-Sonderausstellung unbedingt besuchen sollte: Das Wort Siemens-Sonderausstellung klingt vielleicht ein bisschen eintönig. Man erwartet ein paar Fakten über Werner von Siemens und seine Firma. Doch dies täuscht. Ich will es, um noch mal auf das Thema Schule zurückzukommen, mal so sagen: Jeder Mensch hat oder hatte ein Lieblingsfach in der Schule, ein Fach das ihn interessiert. Und mir fällt so schnell kein Fache ein, dessen Liebhaber in der Ausstellung nicht auf seine Kosten kommt. Hierzu einige Beispiele:  Schulfach Geschichte. Siemens gründete zusammen mit Johann Georg Halske am 12. Oktober 1847 die „Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske“, aus der die heutige Siemens AG hervorging. In der Ausstellung sind einige Exponate und Bilder aus dieser Zeit zu begutachten, außerdem ist noch vieles dazu beschrieben. Also perfekt für Geschichtsfreaks . Und so kann man das für beinahe jedes Schulfach machen. Ob jetzt der Wirtschaftsinteressierte beeindruckt von der rasanten Entwicklung des Unternehmens ist oder der Physikbegeisterte fasziniert von den Erfindungen von Siemens, von denen übrigens auch einige Originale ausgestellt sind, für jeden ist etwas dabei. Auch ein riesiges Gemälde ist zu bestaunen. Selbst Sportler können durch den Rundgang in der Ausstellung die ein oder andere Kalorie verbrennen.  Wie gesagt: Jeder, ob weiblich oder männlich, ob 15 oder 50, ob Schüler oder Professor, kommt auf seine Kosten! Ich hoffe, mir ist es gelungen, Sie davon zu überzeugen, sich die Zeit zu nehmen, der Siemens-Sonderausstellung einen Besuch abzustatten. Zum Schluss kommen noch ein paar Bilder, die ich eigens von der Ausstellung aufgenommen habe. (Sie sind also keine fotografischen Meisterwerke.) Weitere Informationen zur kleinen Ausstellung finden Sie bei Sonderausstellungen

Detailverliebt ins Museum

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Der Münchner Peter Ecke ist schon 250 Mal im Deutschen Museum gewesen – und entdeckt doch immer noch Neues. Von Jakob Häge
Gut einen Monat seiner Lebenszeit hat Peter Ecke im Deutschen Museum zugebracht. Und der Mann ist kein Mitarbeiter, sondern ein Besucher. Und der vielleicht treueste Fan, den das Museum hat. Dieser Tage ist Ecke zu seinem 250. Besuch im Deutschen Museum gewesen. Und da sind die Zweigstellen noch gar nicht mitgerechnet. Um die drei Stunden verbringt er bei jedem seiner Besuche hier. Als Kind war das Museum für ihn ein Abenteuerspielplatz und ein Ort, um Freunde zu treffen. Später lernte er hier seine erste Jugendliebe kennen. Aber es ist für Ecke auch bis heute ein Ort zum Staunen und Lernen. Seit Anfang der Siebziger besucht der 52-Jährige Münchner das Deutsche Museum regelmäßig - und hat dabei das Auge fürs Detail nie verloren.
###MORE### So auch bei seinem Lieblingsexponat, dem Fischer-Ewer „HF 31“ – oder einfach „Maria“. Das Segelschiff sieht sich fast jeder Besucher des Deutschen Museums an; es befindet sich gleich hinter der Eingangshalle. Ecke liebt Details – und nimmt sie mit der Kamera auf. „Die Fische, die zum Trocknen auf dem Schiff aufgehängt sind habe, ich wahrscheinlich am häufigsten fotografiert“, sagt Peter Ecke. Tausende, vielleicht sogar Zehntausende Fotos dürfte er im Deutschen Museum gemacht haben. Ungewöhnliche Fotos: Kaum ein anderer Besucher des Deutschen Museums wird einzelne Schrauben, Muttern oder interessante Details in den Dioramen so akribisch dokumentiert haben wie er. Und vieles von dem, was er fotografiert, nimmt man nur wahr, wenn man sehr genau hinschaut. Oder wem ist überhaupt schon einmal aufgefallen, dass da getrocknete Fische auf der „Maria“ hängen?     Ecke ist in München geboren und aufgewachsen. Schon als Kind war er Stammgast im Museum – mit acht oder neun Jahren war er zum ersten Mal hier. Noch heute findet er das Museum sehr wichtig für die Erziehung und Bildung der Kinder. Aber natürlich geht es nicht nur um Bildung, sondern auch um den Spaß. Als Kind schlenderte er mit seinen Freunden durch die Ausstellungen, in der Hand die selbstgegossenen Flaschen aus der Vorführung über Kunststoffe. „Im Bergwerk haben wir Kohle stibitzt und die Mädchen geärgert“, sagt Ecke mit einem Lächeln. Und eine Treppe im Bergwerk ist auch der Ort, an dem ihm seine erste Jugendliebe buchstäblich in die Arme fiel. „Das war Zufall. Sie ist die Treppe heruntergestürzt und ich hab sie aufgefangen. Sie kannte das Museum noch nicht, also habe ich es ihr gezeigt. So sind wir ins Gespräch gekommen und haben Nummern ausgetauscht.“ Eine seiner Lieblingsvorführungen ist bis heute die Gießerei: Dort wurden kleine Zinkautos  gegossen, die die Kinder dann mit nach Hause nehmen durften. Ecke hat zuhause natürlich auch kleine Ziegelsteine aus der Miniziegeleianlage des Museums, und bei jedem Besuch des Deutschen Museums nimmt er sich aus dem Museumsshop noch ein kleines Andenken mit. Und natürlich hat er als Mitglied des Deutschen Museums eine Jahreskarte. Die Faszination des Museums ist für den 52-Jährigen heute noch so stark wie eh und je. Für die Ausstellungen und die Inszenierung der Exponate interessiert er sich aufgrund seiner Arbeit als Dekorateur sehr. Und ausgelernt hat man ja ohnehin nie. Dem Umbau des Museums und den künftigen Ausstellungen sieht er erwartungsvoll entgegen. „Ich wünsche mir, dass es ein moderneres und aufregenderes Museum wird, das noch mehr Besucher anlockt. Von der Historischen Luftfahrt kann man von oben einen Blick auf die „Maria“ werfen. „Aus dieser Perspektive ist sie auch sehr schön“, sagt Ecke, das Auge am Sucher. Der Blick wandert über das Schiff, um etwas Neues zu entdecken. Irgendwie ist auch die „Maria“ eine Jugendliebe von Peter Ecke. An der man immer noch neue, schöne Details entdeckt, auch wenn man sie schon fast 45 Jahre lang kennt.“ Bilder aus dem Museum von Peter Ecke: Jakob Häge, Praktikant im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ( Nicht nur zuständig fürs Kaffee kochen und Kopieren ). Gerne schleicht er sich während der Arbeit in das Museum und spaziert durch die Ausstellungen. Manchmal auch nur
um sein "Alle meine Entchen" auf dem Theremin in der Abteilung Musikinstrumente zu perfektionieren.

Sein Tipp für den Ausstellungsbesuch: Wer etwas Lernen will und auch Staunen, schaut sich die Physikausstellung und die Vorführung "Flüssiger Stickstoff" an. Viel Nebel und irre Experimente bei -196°. Sehr cool!
 

In 80 Tagen um die Welt

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Storm World Tour: Mit diesem Elektromotorrad in 80 Tagen rund um den Globus Von Bettina Gundler Diesmal ist es nicht Jules Vernes Phileas Fogg, der einer Wette folgend in rasantem Tempo um die Welt reist. Diesmal ist es eine 23-köpfige Gruppe niederländischer Studenten der Technischen Universität Eindhoven, die antritt mit einem selbst entwickelten Elektromotorrad in 80 Tagen rund um den Globus zu fahren. Zum Tross gehören das Elektro-Motorrad, das abwechselnd von verschiedenen Fahrern bedient wird, und 6 Begleitfahrzeuge. Gefördert wird die elektromobile Weltreise von einer ganzen Reihe niederländischer Unternehmen. ###MORE### Das E-Motorrad der Eindhovener Studenten ist als Tourenmaschine ausgelegt und in seinen Abmessungen recht großzügig. Zu den Besonderheiten gehört ein Satz wabenförmig angeordneter Batterien, die entweder onboard aufgeladen oder nach Entladung gegen geladene Akkusätze ausgetauscht werden können. Die Reichweite des Fahrzeugs im geladenen Zustand soll immerhin 400 km betragen. Obgleich das Motorrad rasant beschleunigen kann und 160 km / h erreicht, hört man wie bei allen Elektrofahrzeugen, doch nur die Geräusche der Reifen auf der Fahrbahn. Die Fahrer waren mit den Fahreigenschaften sehr zufrieden und selbst hartgesottene Benzinmotorrad-Liebhaber vom Auftritt des E-Bikes schnell überzeugt. Die smarten Studenten aus den Niederlanden wollen mit ihrer Tour rund um die Welt auf ihr Motorrad und Studienprojekt aufmerksam machen. Mehr noch aber geht es ihnen darum, mit ihrer Reise für Elektromobile zu werben. Sie setzen auf Unterstützung und Kontakt zu den Menschen und wollen ihr Bike mal im Museum, mal in Unternehmen, mal privat aufladen. Da in den weniger urbanen Gegenden der Welt mit Schnellladestationen nicht zu rechnen ist, wird jede Nacht der Weg der langsamen Ladung an normalen Steckdosen beschritten. Nach ihrer allerersten Etappe und einer halben Tagesreise erreichte das Team aus 23 enthusiastischen Studierenden, darunter 4 Studentinnen, am Sonntagabend München und machte Halt im Verkehrszentrum. Noch in der Nacht wurden kleinere Reparaturen am Motorrad ausgeführt und früh morgens die Batterien wieder aufgeladen. Am Montag früh traf sich die Gruppe auf Einladung des Niederländischen Generalkonsulats in München zum Frühschoppen mit Interessierten und Gleichgesinnten im Verkehrszentrum. Die geladenen Gäste und die Besucher des Museums konnten mit den Studenten die Technik des Motorrads ergründen und mit ihnen über ihr Projekt und ihre Reise diskutieren. Ausgerüstet mit großen Lebkuchenherzen und unter dem Applaus der Museumsbesucher brach die Gruppe gegen Mittag auf zu ihrer nächsten Etappe – nach Wien. Danach geht es weiter über die Türkei, den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan und durch China nach Shanghai, von wo die Gruppe mit dem Schiff nach Seattle übersetzen wird, dem Startpunkt der Durchquerung Nordamerikas. Auch das Team des Verkehrszentrums wünscht gutes Gelingen und eine spannende Reise!  Wer die Fortschritte und Stationen der Storm World Tour nachvollziehen will, kann das fast in Echtzeit auf der  Website der Projektgruppe . Dr. Bettina Gundler ist Leiterin der Abteilung Landverkehr und des Verkehrszentrums

Gewinner des SZ-Osterrätsels im Archiv des Deutschen Museums

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Von Wilhelm Füßl Jahr für Jahr beißen sich Hunderte von Lesern an dem vertrackten Osterrätsel der Süddeutschen Zeitung die Zähne aus. Auch 2016 galt es wieder, das an einem geheimen Ort versteckte Osterei zu finden. Immerhin 18 Frauen und Männern gelang es, das Rätsel zu knacken. Lohn der Anstrengung war nicht nur das Bewusstsein, es wieder einmal geschafft zu haben (eine Reihe von Teilnehmern ist geradezu auf solch schwierige Aufgaben spezialisiert!), als Gewinn lockte zudem eine Führung durch das Archiv – ganz privatissime, versteht sich. ###MORE### Beim ersten Termin konnte der Archivleiter Dr. Wilhelm Füßl am 20. August einen Teil der Sieger mit Begleitpersonen begrüßen. Mit ihnen unternahm er eine Reise durch die Technik- und Wissenschaftsgeschichte. Dabei stellte er herausragende Archivstücke aus dem Gesamtbestand vor, u.a. einen Albertus-Magnus-Codex des 13. Jahrhunderts, das Laborbuch Otto Hahns mit der Entdeckung der Kernspaltung und eine Nobelmedaille. Zum krönenden Abschluss mussten die Rätselfreunde noch die Schatztruhe des Archivs mit einem Geheimschloss öffnen, was dank der Hilfe des Archivars letztlich auch gelang. Zum Lohn gab es eine im Deutschen Museum geprägte „Gold“-Medaille.   Den Gewinnern scheint es Spaß gemacht zu haben, wie die strahlenden Gesichter am Ende der Führung zeigten. Wilhelm Füßl ist Historiker und leitet seit 1992 das Archiv des Deutschen Museums. Sein Forschungsinteresse gilt der Geschichte technischer Sammlungen und den Wechselwirkungen von Biografie und Technikgeschichte. Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Besuchen Sie die Ausstellung "Geschichte des Deutschen Museums" . Dort sehen Sie einen der nachgebildeten Pfähle, auf denen das Museum erbaut wurde und können dem Museumsgründer Oskar von Miller bei seiner Einwerbeaktionen zuhören.

Spurensuche in der Gründungssammlung

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Die Zündmaschine nach Gerzabeck: mit (links) und ohne (rechts) Haube. Von Markus Ehberger Ist Ihnen dieses Ausstellungsstück je aufgefallen? Souvenir aus dem Englischen Garten oder Spieluhr? Wüssten Sie was es ist? Keines von beiden – das sei verraten. Es handelt sich um ein Instrument aus der Sammlung, die dem Deutschen Museum zu seiner Gründung 1903 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gestiftet wurde. Mit der Erforschung und verbesserten Präsentation dieser Sammlungsobjekte habe ich mich längere Zeit auseinandergesetzt. ###MORE### Schlendern wir quer durch die „Akademiesammlung“ auf der Museumsinsel, in der Teile der Sammlung gezeigt werden, fällt der Blick auf den großen Spiegelrefraktor der Berliner Sternwarte. Würden wir uns Zeit nehmen, wären die hängenden Vitrinen, in denen beispielsweise die von Georg Friedrich Brander ( 1713-1783) gefertigten Instrumente gezeigt werden, die nächsten Anlaufstellen. Etwas versteckter und auch bisher ohne weitere Informationen sind Objekte auf den ersten Blick wahllos aufgereiht. In dieser „Magazin-Inszenierung“ steht auch unser Exponat, dessen Erscheinung an den Monopteros des Englischen Gartens in München erinnert. Es trägt die Inventarnummer 1271. Was hat der Nachbau eines Tempels in einem Technikmuseum zu suchen? Blicken wir in sein Inneres und lüften das Geheimnis. Es ist eine Zündmaschine, bei der ein brennbares Gas, hier Wasserstoff Wasserstoff in Kombination mit dem Sauerstoff der Luft, durch einen elektrischen Funken entzündet wird; heute würden wir es als elektrisches Feuerzeug bezeichnen. Die Glasbehälter in der Mitte zwischen den Säulen dienen der Herstellung des Wasserstoffgases. Eine Ausstromöffnung befindet sich unter der Haube, genauso wie ein zugehöriger Hebel. Betätigen wir diesen, erzeugt ein Apparat im Sockel elektrische Spannung und das Ventil für das Gas öffnet sich. Die Spannung entlädt sich als elektrischer Funke vor der Öffnung und entzündet das Gas. Der Zündmechanismus des Feuerzeugs (Blick von oben). Die Zündmaschine wurde von Johannes Gerzabeck (Lebensdaten unbekannt), Mechanikus und Hausmeister der königlichen Akademie der Wissenschaften, um 1817 entwickelt und hergestellt. Sie stellt eine Weiterentwicklung der bis dato gängigen Zündmaschinen dar. Bis ca. 1800 musste das Wasserstoffgas außerhalb des Feuerzeugs hergestellt und dann in einem aufwendigen Prozess in einen dafür vorgesehenen Behälter umgefüllt werden. Für die Erzeugung des Zündfunkens war eben so viel Arbeit vonnöten: ein Teil des Geräts musste durch ungefähr hundert Schläge mit einem Fellstück aufgeladen werden. Gerzabeck beschreibt in einer Veröffentlichung zu dem vorliegenden Gerät von 1820 vor allem die einfache Bedienung. Nicht nur, dass der Funken jetzt durch einen Hebeldruck erzeugt wurde, auch war die Entladung an das Austreten des Wasserstoffs gekoppelt. Die Bauart der Zündmaschine in Form des Monopteros deutet auf seine Nutzung als Dekorationsobjekt hin. Gerzabeck spricht davon, dass es „sehr elegant dekoriert“ (Gerzabeck (1820), S. 10) werden könne und ein „schönes […] prächtiges Meuble für jedes Gemach“ (ebd., S. 10) abgebe. Eine damals weitverbreitete Vermarktungsstrategie für Zündmaschinen. Um 1800 waren Feuerzeuge Luxusartikel und hatten, wie das vorliegende Objekt, eine beträchtliche Größe. Kunstvolle Gestaltung war unerlässlich, wollte man sein Produkt verkaufen.   In diesem Zusammenhang ist dennoch bemerkenswert, dass mehrere von Gerzabeck hergestellte Zündmaschinen an die Wittelsbacher verkauft wurden, die in der Münchner Residenz verwendet wurden. Im 19. Jahrhundert fand die Zündmaschine in den Häusern und Wohnungen der Wohlhabenden ihr Zuhause, fungierte als Dekorationsobjekt und bot Gesprächsstoff.   Heute muss sich der Besucher auf Spurensuche begeben, um die Funktionsweise und den Gebrauch des „Monopteros“ zu entschlüsseln. Ich möchte mit diesem Artikel zeigen, dass sich die Spurensuche lohnt. Zur Hilfe steht dabei das DFG-Projekt zur Erschließung und Digitalisierung der Gründungssammlung des Deutschen Museums, das viele der Instrumente dieser Sammlung entschlüsselt und ihre Geschichte erzählt. So finden Sie das Objekt im Museum: Sie betreten die Ausstellung von der Museumsgeschichte aus und drehen sich nach rechts. Wir sehen einige Schaufenster, die sich von der Ecke des Raums ausgehend bis zum Ende der rechten Wand ziehen. Dort lagern Instrumente auf Holztischen und in Regalen. Im vierten Schrank von links, auf der zweiten Ablage von unten, ganz links befindet sich unser Feuerzeug. Zum Weiterlesen:
  • Rehfus, Birgit: Von Stahl und Stein zum Streichholz. Aus der Geschichte des Feuerzeugs. In: Kultur und Technik, 5 (1981), 1, S. 1 - 10.
    https://opac.deutsches-museum.de/search?bvnr=BV022412838
  • Gerzabeck, Johannes: Anleitung zum Gebrauch der Zündmaschine des Mechanikus Joh. Gerzabeck. München, 1820.
    https://opac.deutsches-museum.de/search?bvnr=BV003366030
  • Artikel: Die electrische Licht-Maschine. In: Journal des Luxus und der Moden, 15 (1800), 3, S. 159 – 161.
    http://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00116022/JLM_1800_H003_0026_b.tif [Stand: 24.03.2016]
Feuer gefangen? Im Blog stellen wir ein weiteres Monopteros-Feuerzeug von Johann Gerzabeck vor: http://www.deutsches-museum.de/blog/blog-post/2015/06/18/tischfeuerzeug-von-johann-gerzabeck/ Markus Ehberger studiert Geschichte der Naturwissenschaften, M. Sc. an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Im Rahmen eines Praktikums konnte er für drei Wochen das DFG-Projekt zur Erschließung und Digitalisierung der Gründungssammlung unterstützen.

Micky Maus

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Designtelefon mit Figur Micky Maus, A. Zettler, München; 1989 Von Sabine Pelgjer Gerade noch alte Rechenwalzen bewundert, über die Z3 gestaunt und beim C64 in Nostalgie geschwelgt, da hält einem plötzlich Micky Maus einen gelben Hörer entgegen. Hallo, Telefon! Was ist denn das für ein „Anschluss“ zwischen Informatik und Mikroelektronik-Abteilung? In Zeiten von sozialen Medien, Smartphone und PC in fast jedem Haushalt eigentlich ein ganz Naheliegender!###MORE### Wenn man in der Informatik die Treppe zur Mikroelektronik-Ausstellung emporsteigt, steht neben dem Aufgang dieser kleine Schaukasten mit dem „Designtelefon mit Figur Micky Maus, A. Zettler, München; 1989“. Diese kurze Beschreibung in der Vitrine befriedigt noch nicht ganz die Neugier, also Nachfrage bei der Informatik-Kuratorin. Anja Teuner antwortet: „Das Telefon stand vorher viele Jahre in der Telekommunikation. Aufgrund deren Schließung im Rahmen der Modernisierung haben wir einige Highlights in die Informatik und die Mikroelektronik-Abteilung umgezogen, bzw. diese aufgepeppt. So steht unten die Vitrine „Unterhaltungselektronik“ neben den fünf neuen Vitrinen mit PCs, und oben auf der Empore eben das wichtigste der Vermittlungstechnik. Die Grenzen zwischen Informatik, Telekommunikation und Elektrotechnik sind ja fließend. Das besagte Maus-Telefon steht dort, weil es eben so schön ist.“ Der schicke Micky muss also für die Zeit der Renovierung seiner Abteilung erst mal nicht ins Depot.  Und Dietrich Maurer vom Sammlungsmanagement kann sogar noch ein paar Informationen zu seiner Vergangenheit liefern: Auf dem „Grunddaten-Ausdruck“ zu Inventarnummer 1990-202 sind unter anderem das Zugangsdatum „06.12.1989“ und der Zugangswert „600,00 DM“ vermerkt. Unter dem Stichwort „Bedeutung (historische)“ steht: „Von der DBP (Deutsche Bundespost) seit 1980 vertrieben – augenfälliger Beweis dafür, dass DBP von diesem Zeitpunkt an von ihrer „konservativen“ Produktlinie abwich.“ Tina Kubot, Kuratorin für Mikroelektronik und Telekommunikation, erklärt dazu: „1989 endete das Endgerätemonopol der Deutschen Telekom. Die Konkurrenz wurde damit härter und mit den Einheitsgeräten mit ihrer beschränkten Farbauswahl war kein großer Marktanteil mehr zu bekommen. So stellte die Telekom ab 1980 dieses exklusive Gerät her. Das Design und die progressive Idee ließ sie sich mit 600 DM Anschaffungspreis teuer bezahlen.“ Und dann ist da noch die Sache mit der „Erwerbsart“. Micky Maus wurde dem Deutschen Museum nämlich gestiftet - von der Alois Zettler GmbH, München 5. Eine Firma mit gewisser Nähe zum Deutschen Museum. Das beginnt schon räumlich: Alois Zettlers erste „feinmechanische Präzisionswerkstätte“ war in der Zweibrückenstraße 3 ansässig – allerdings noch einige Jahre bevor auf der benachbarten Kohleninsel das Museum errichtet wurde. Alois Zettler (1854-1942) war ein Pionier der Elektrotechnik in München. 1881 begegnete er dem späteren Museumsgründer Oskar von Miller, der die große internationale Elektrizitäts-Ausstellung im Jahr 1882 organisierte. Zettler beteiligte sich „mit Feuereifer“, wie es in den Firmenmitteilungen (Heft 40, April 1977) heißt, und stellte folgende Ausstellungsstücke zur Verfügung: „Influenzmaschinen mit Nebenapparaten, dynamo-elektr. Maschinen, Glühlichter für die Werkstätten, Bogenlichtlampen mit Laterne, Induktionsapparate und konstante Batterien.“ Als dann 1893 zum Zwecke der „Ausdehnung der Anwendung des elektrischen Stromes“, unter anderem für den Betrieb der elektrischen Straßenbeleuchtung der „Elektrotechnische Verein München“ ins Leben gerufen wurde, gehörten auch Alois Zettler und Oskar von Miller zu den Gründungsmitgliedern.  International bekannt wurde Zettler später durch die Erfindung des „Lichtrufs“, der heute als „Schwesternruf“ oder „Patientenruf“ geläufig ist. Wobei dieses elektrooptische  Meldesystem zuerst tatsächlich in Hotels genutzt wurde.   Um die Jahrhundertwende hatte die Alois Zettler GmbH neben der „Lichtsignal-Einrichtung für Hotels“ eine umfangreiche Palette an elektronischen Produkten zu bieten, u. a. auch schon „Telephonapparate“. Mittlerweile war das Unternehmen kräftig gewachsen und an den Standort Holzstraße28-30 gewandert. Telefone werden dort heutzutage nicht mehr gebaut – höchstens noch fleißig genutzt. Der denkmalgeschützte Jugendstilbau beherbergt Wohnungen und Büros. Auch die Alois Zettler GmbH existiert nicht mehr in dieser Form. 1994 wurde das Unternehmen aufgespalten. Die Firma Eben, die damals Telefonproduktion und -vertrieb übernommen hatte, war kurze Zeit später insolvent. Die Zettler electronics GmbH mit Sitz in Puchheim führt dagegen bis heute das Geschäft mit elektromechanischen Komponenten (Relais, Schaltern, Sensoren etc.) weiter. Mickys Designtelefon-Geschwister werden inzwischen im Internet als Sammlerstücke gehandelt. Das Modell mit Wählscheibe, wie es bei uns in der Vitrine steht, gibt es dabei schon für etwa 160 Euro zu ersteigern.  Im Vergleich zu den 600 D-Mark „Zugangswert“ von 1989 ist das deutlich günstiger. Allerdings ist so eine überraschende, nette Begegnung beim Streifzug durch das Museum doch unbezahlbar. Sabine Pelgjer hat nach dem Studium der Kunstgeschichte bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet, zuletzt als Chefin vom Dienst bei der Münchner tz. Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Zeit mitbringen – und sich unbedingt die Ausstellung Zeitmessung in Ebene 3 ansehen. Zwischen Präzisionspendel- und  Schwarzwalduhren, Kalendervariationen und Oszillograf kann man tief in die vierte Dimension eintauchen. Und wenn das Wetter mitspielt unbedingt im Sonnenuhrengarten auf der Terrasse im sechsten Stock vorbeischauen, dann ist auch Zeit für einen traumhaften Blick über die Stadt.

Volltreffer

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Ben Kitatu, Profi-Basketballspieler, stellt auf dem Zukunftskongress soccket vor – ein Ball, der Strom erzeugt und verteilt. Von Annette Lein Die Anzahl der Hungernden ist auf einem historischen Tiefstand. Der weltweite Wohlstand wächst ebenso wie die Bildungsrate. Sie sehen die Rundschau vom 15. September 2030 - mit diesen guten Nachrichten aus der Zukunft startete gestern der große Zukunftskongress im Deutschen Museum in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Club of Rome.   Wir fragen den Profi-Basketballer Ben Kitatu was ihn zu der Veranstaltung gebracht hat. ###MORE### Ben ist beeindruckende 1,99m groß. Er hat viele Jahre beim FC Bayern gespielt und ist jetzt für die Tropicans Oberhaching auf Körbejagd. Ben bietet mir gleich das Du an - das ist im Sport so üblich.   AL: Was führt Dich auf den Zukunftskongress?

BK: Ich wurde gefragt, ob ich einen Ball präsentieren möchte, der Strom erzeugt und bereitstellt. Man kann mit "soccket" Ballspielen und dann am Ball ein Licht einstecken oder sein Handy aufladen. Das hat mich gleich überzeugt, vor allem natürlich im Einsatz für Entwicklungsländer. Ich bin öfter im Kongo, die Kids dort nennen mich Yaya, das heißt großer Bruder. Die meisten, fast alle, würden gerne Sport machen - aber es mangelt an den einfachsten Dingen. Es gibt keine Bälle - und vor allem keine Körbe, um Basktball zu spielen. Das will ich ändern.    AL: Was ist Dein Ziel heute bei der Veranstaltung? 

BK: Heute stehen noch zwei Trainingseinheiten an (lacht) - ich kann also leider nicht die ganze Veranstaltung über bleiben. Aber ich möchte unbedingt ein paar Türen öffnen und netzwerken, um im Kongo Möglichkeiten für Sport im Allgemeinen und besonders für Jugendliche zu fördern. Ich weiß, dass Sport den Jugendlichen dort Perspektiven schafft, das will ich fördern. Wie ich oder wir hier in Deutschland leben, ist nicht selbstverständlich. Ich will etwas zurückgeben.  Ben Kitatu im Spiel mit Kanzleramtschef Peter Altmaier und Wolfgang Heckl, dem Generaldirektor des Deutschen Museums. AL: Kannst Du uns kurz vom Kongo erzählen? BK: (lacht) Was willst Du wissen, es ist so vielfältig. Für mich ist es eine Mischung aus Wohlfühoase und Urlaub. Meine Verwandten leben überwiegend in Kinshasa, der Hauptstadt. Dort ist es ruhig, es gibt keinen Krieg und Unruhen, die finden z.B. an der Grenze zu Ruanda statt. Es gibt zwischen arm und reich dort allerdings kaum eine Mittelschicht. Die Haltung der Menschen beeindruckt mich immer wieder. Meine Großeltern sind nicht reich, sie gehören zur unteren Mittelschicht. Wenn sie einkaufen oder kochen, teilen Sie selbstverständlich mit den Nachbarn.  AL: Letzte Frage, hast Du das Deutsche Museum schon einmal besucht? Als waschechter Bayer, in München aufgewachsen, war ich als Kind öfter im Museum. Ist natürlich jetzt zwar eine Weile her. Ich erinnere mich aber noch gut an die Abteilung mit den Eisenbahnen und Loks, die hier früher gezeigt wurden. Das hat mir damals sehr imponiert. Die waren für mich das Größte.   Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir viel Erfolg für Dein Projekt! So positiv wie die fiktiven News aus der Zukunft war während der gesamten Veranstaltung die Stimmung unter den gut 320 Teilnehmern aus aller Welt. Im  Zentrum Neue Technologien (ZNT) wurden sie von Bundesminister Gerd Müller auf die Thematik eingestimmt: „Die Flüchtlingskrise wird uns noch auf Jahrzehnte beschäftigen. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt endlich zu der Einsicht gelangen: Nur mit Investitionen in Bildung, erneuerbare Energien und in ein nachhaltiges Wirtschaften werden wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts lösen.“ Annette Lein leitet die Internetredaktion am Deutschen Museum. Am schönsten sind die Begegnungen mit Menschen, die sich für ihre Sache begeistern. Wissenschaftler und Historiker kommen ihr öfter vors Mikro - Sportler leider selten. Das Selfie mit Ben war wegen des Größenunterschieds nicht einfach. Aber dank Bens langem Arm sind beide zu sehen.

Das Anthropozän endet - und bleibt

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Eine Ausstellung geht zu Ende – ein neues Zeitalter beginnt. Von Nina Möllers 1000 Blumenstängel, 86 Monitore, 300 Quadratmeter Pappe, ein langes Fremdwort und über 180.000 BesucherInnen: Die Sonderausstellung „Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde“ hat dem Deutschen Museum eindrucksvolle Zahlen beschert. Noch 7 Tage lang haben Sie Gelegenheit, die Ausstellung zu sehen, am 30.9.2016 schließt sie endgültig ihre Tore. ###MORE###   Das Deutsche Museum hat sich mit ihr auf neues Terrain gewagt, schließlich hatte noch kein Museum zuvor das Anthropozän in einem solchen Ausmaß zum Thema gemacht. Eine gesunde Portion Skepsis war deshalb nicht überraschend. Am Puls der Zeit und zukunftsweisend, so wollen wir sein. Aber noch wissen wir gar nicht, ob es das Anthropozän als offizielles geologisches Zeitalter überhaupt geben wird. Und selbst wenn, kann man so etwas ausstellen und sollten wir als Technik- und Wissenschaftsmuseum dies tun? Blick in die Ausstellung: Themeninsel: Ernährung Themeninsel: Evolution Ja, das sollten wir, kaum ein Konzept hat in letzter Zeit eine solche Konjunktur erlebt wie das Anthropozän. Neben den Wissenschaften beschäftigen sich die Künste, Musik und (Populär-)Literatur, aber auch die Politik und Wirtschaft mit dem möglichen neuen Erdzeitalter. Auch in der Geologie – wo die Diskussion ihren Ursprung hat – zieht das Anthropozän immer weitere Kreise: Erst vor wenigen Wochen hat eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe auf dem 35. Weltkongress der Geologen mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt, das Anthropozän als jüngsten Abschnitt in die erdgeschichtliche Zeitskala einzuführen. Das letzte Wort darüber ist noch nicht gesprochen – weitere Gremien müssen noch zustimmen –, aber es wird wahrscheinlicher. Derzeit debattieren die Geologen insbesondere darüber, welche menschlichen Hinterlassenschaften das neue Zeitalter kennzeichnen. Menschengemachte Stoffe wie Aluminium und Plastik spielen dabei eine wichtige Rolle. Themenbereich: Mensch-Maschine Themeninsel Mensch-Maschine Mut und ein bisschen Risikobereitschaft machen sich also bezahlt. Die Wahl des Themas – und nicht zuletzt die Entscheidung, das in der breiten Bevölkerung damals noch gänzlich unbekannte Wort Anthropozän in den Titel aufzunehmen – hat dem Deutschen Museum eine große Sichtbarkeit, auch über übliche Kanäle hinaus, beschert. Auch für unser Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm erwies sich das Thema als sehr anschlussfähig. Von Lehrerfortbildungen über wissenschaftliche Veranstaltungen fürs akademische und breite Publikum bis zu einem ausgefeilten Kinderprogramm: Das Anthropozän ließ sich auf unterschiedliche Weise an viele verschiedene Zielgruppen vermitteln.  VIPs – Ganz besondere Besucher im Anthropozän: Von wegen zu kompliziert: Dank vielen Vermittlungsangeboten war das Anthropozän ein Renner bei den ganz Jungen! Von wegen zu kompliziert... Politische Begeisterung: Bundesminister Gerd Müller zeigte sich bei seinem Besuch in der Ausstellung fasziniert von der Themenvielfalt des Anthropozäns und fand viele Anknüpfungspunkte zur Arbeit seines Ministeriums. Politische Begeisterung mit Bundesminister Das eigene Land mal anders sehen: Helmuth Trischler erklärt der Delegation um den chinesischen Vize-Ministerpräsident Ma Kai die beiden Modelle zum Bevölkerungswachstum Chinas. Chinas Vize Ministerpräsident in der Ausstellung Harald Lesch und die Papiertiere: Der Physiker, Philosoph und Moderator zeigte sich bei seinem Ausstellungsrundgang sehr interessiert und nahm viele Anregungen für sein neues Buch „Die Menschheit schafft sich ab“ mit. Physiker, Philosoph, Moderator Helmut Lesch   Im professionellen und akademischen Bereich sind die Anfragen schon fast nicht mehr zu zählen. Viele MuseumskollegInnen aus Deutschland und der ganzen Welt haben bei uns angeklopft, um sich mit uns über das Thema auszutauschen und von unseren Erfahrungen zu hören. Besonderes Veranstaltungshighlight war der in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Club of Rome veranstaltete Zukunftskongress (Link auf Blogartikel Volltreffer).  Am Ende des Rundgangs durch die Ausstellung werden die Besucher gebeten, das was sie denken, wünschen, befürchten oder vorschlagen, auf ein Blatt Papier zu schreiben, daraus eine Origami-Blüte zu falten und damit eine Blumenlandschaft zu gestalten. Besuchermeinung zum Anthropozän Und was ist mit den täglichen Besuchern und Besucherinnen? Wie fanden die eigentlich die Ausstellung? Nun, die sehr guten Besuchszahlen sprechen für sich. Aber auch die im Mai 2015 im Rahmen einer Abschlussarbeit entstandene Evaluierung zeigt, dass das Konzept der Ausstellung aufgegangen ist. Besonders beliebt waren die etwas ungewöhnlicheren Objekte wie die Galerie der Luftaufnahmen auf der Themenplatte Natur oder das gehäkelte Korallenriff im Ausstellungsbereich Evolution. Sowohl die Resonanz auf die Führungen, vor Ort an den Ausstellungsdienst, als auch in den Blumenbüchern oder vereinzelt sogar per Anruf oder Email zeigen: Das Thema interessiert, und die Ausstellung machte Lust, sich mit ihm zu beschäftigen. Besonders gefreut haben wir uns über zwei Erkenntnisse aus der Evaluierung. Zum einen waren Familien sehr stark vertreten (sogar stärker als in anderen Sonderausstellungen); eine schöne Neuigkeit, die uns aufgrund der Komplexität des Themas überraschte. Zum anderen war der so genannte „motivational impact“ ausgesprochen hoch: 90,5% der Befragten würden sich mit den Themen der Ausstellung erneut beschäftigen, wenn sie ihnen zufällig begegneten, und 71% planen dies bewusst zu tun. Beide Gruppen führten ihr Interesse auf den Besuch der Ausstellung zurück. Kommen Sie uns besuchen und machen Sie sich ihr eigenes Bild vom Anthropozän. Noch bis einschließlich 30.9.2016 ist die große Sonderausstellung zu sehen. Auch nach Ende der Ausstellung bleibt das Thema Anthropozän im Deutschen Museum erhalten. Viele Ausstellungen und Objekte dokumentieren das "menschengemachte Zeitalter". In einem Forscherbogen und in der Comic-Anthologie finden Sie Anregungen. Auf der Webseite "Anthropozän" finden Sie alle Veröffentlichungen des Museums, Bücher und Filme. Anthropozän: Weiterlesen Nina Möllers die promovierte Historikerin ist Projektleiterin und Kuratorin für die Sonderausstellung "Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde". Sie arbeitet am Forschungsinstitut des Deutschen Museums.  Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum ist ein Ausflug ins All:  Im Innenhof des Deutschen Museums steht eine große goldene Sonnenkugel. Folgt man von hier aus dem Pfad, der am Isarufer entlang bis zum Tierpark Hellabrunn führt, trifft man auf Venus, Merkur, Uranus und die anderen Planeten. Der Planetenweg ist maßstäbliches Modell unseres Sonnensystems. Hier wird einem erst richtig bewusst, wie klein der Mensch und wie riesengroß das Weltall ist: Für einen Schritt auf dem Planetenweg müssten wir im Weltall mehr als eine Million Kilometer zurücklegen.

Flötenspieler

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Von Sabine Pelgjer Drahtiger Oberkörper, hölzerner Unterbau: Im Moment hat das Modell nur sehr entfernte Ähnlichkeit mit einem Flötenspieler. Allein die Haltung der metallenen Arme mit den Holzhänden verrät, was die Figur einmal machen soll. Sie soll tatsächlich eine Flöte spielen - und sie soll vor allem in der neuen Ausstellung „Robotik“ ab 2019 die frühen Entwicklungen auf diesem Gebiet dokumentieren. „Unser Flötenspieler geht zurück auf ein mechanisches Musikinstrument aus dem neunten Jahrhundert nach Christus“, erklärt Projektleiter Frank Dittmann, „wir brauchten nämlich ein Objekt, um die lange Tradition der Idee eines künstlichen Menschen darzustellen.“ Für die Ursprünge in der Antike steht eine Wasseruhr, danach kam chronologisch erst wieder der predigende Mönch aus dem 16. Jahrhundert. Genau dazwischen passt zeitlich nun der Flötenspieler. ###MORE###

Dittmann hatte eine Rekonstruktion des Apparats bereits vor Jahren im Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften in Frankfurt entdeckt. „Aber da war mir die Ausstattung mit Turban, Kleidung und Messing viel zu üppig.“  Für die neue Robotik im Deutschen Museum geht es Dittmann vor allem ums Prinzip der Nachahmung menschlicher Tätigkeiten durch Mechanik: „Deswegen wird bei uns die Gestalt auch sehr zurückgenommen, stilisiert, ohne Kleider und ganz in Weiß.“ Dafür, dass der Flötenspieler dann genau dieses Prinzip verkörpert, sorgt Werkstattleiter Franz Huber mit seinem Team. Für die Mechanik des neuen Flötenspielers sind beispielsweise Wolfgang Heinrich und Gudrun Lühring zuständig. Ersterer ist schon von der Ur-Idee über die ersten Funktionstest bis zur Konstruktion dabei und kümmert sich um den Oberbau samt Instrument und Händen. Von dort führen dünne Seilzüge in den Unterbau zu Lührings Konstruktion von Scheiben mit Stiften, die mit einer Kurbel bewegt und dann mit gelagerten, drehbaren Hebeln abgetastet werden. So werden die Finger gehoben und gesenkt. „Die Flöte und die Hände müssen allerdings noch ein bisschen größer werden, damit man auch was sieht“, sagt Projektleiter Frank Dittmann. Insgesamt beschäftigt der Flötenspieler eine Menge  Menschen im Museum: Gerade gestaltet die Bildhauerin Elisabeth Straßer seine neuen Hände aus Polyurethan. Die Figur wird einen Korpus aus Gips bekommen und Hinterkopf und Gesicht werden ebenfalls aus Gips – voraussichtlich aber mit Spezialbeschichtung als Schalen – modelliert. So bleibt die Mechanik im Inneren leichter zugänglich. Feinmechanikerin Gudrun Lühring wird ihre Scheiben auch noch einmal für das Endprodukt aus Corian – einem „ganz speziellen, wunderschönen Verbundstoff“ – fertigen. Währenddessen arbeitet Wolfgang Heinrich unter anderem an der perfekten Flöte. Und auch Modellbauer und Maler – quasi fast sämtliche hauseigene Werkstätten - kommen noch zum Einsatz, bevor der Flötenspieler seinen hat. Das könnte allerdings schon sehr bald sein. „Ab nächsten Monat stehen für die Werkstatt schon die nächsten Projekte an“, sagt Franz Huber. Die neue Robotik-Ausstellung soll erst 2019 eröffnen. Und in der Zwischenzeit? „Wir bauen gerade im Zentrum Neue Technologien eine Roboter-Arena auf, vielleicht stellen wir den Flötenspieler dann zum Test dazu“, sagt Frank Dittmann und fügt hinzu: „Falls das nicht klappt, kommt er in einer Kiste ins Depot zu unserem Golem.“ Was dieses Wesen wiederum mit der Robotik zu tun hat, das wird eine andere Geschichte … Sabine Pelgjer hat nach dem Studium der Kunstgeschichte bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet, zuletzt als Chefin vom Dienst bei der Münchner tz. Jetzt arbeitet sie im Bereich Kommunikation, twittert und postet auf Instagram und facebook Aktuelles aus dem Museum.

Durchscheinbilder

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Schaubilder der Wirklichkeit. In der aktuellen Ausgabe des Museumsmagazins stellen wir Dioramen vor. Von Sabrina Landes Der Nachtzug nach Venedig kommt auf die Sekunde pünktlich an. Ich steige in einen der Wasserbusse und lasse mich Richtung Markusplatz transportieren. Der Vaporetto rasselt, spuckt und hustet altersschwach. Die Stadt gleitet vorbei, von der Oktobersonne beschienen, als grandiose, fast unwirklich scheinende Kulisse. Die Korbstühle der Restaurants am Canale Grande sind leer, einige Venezianer hasten über Plätze und Brücken zur Arbeit.###MORE### Unweit der Piazza San Marco steige ich aus, lasse mich in die hinteren Gassen treiben und spaziere auf Umwegen zum Gelände der Biennale. „Reporting from the Front“ – unter diesem Motto haben in diesem Jahr die Architekten ihre Schau gestellt: Immer mehr Menschen brauchen einen Platz zum Leben und diesen Platz zu finden wird immer schwieriger. Die Biennale 2016 gibt Projekten und Ideen Raum, die mit geringstmöglichen Aufwand Wohn- und Lebensraum schaffen wollen. Ich schlendere durch Räume voller Skizzen, Pläne und Bilder. Bewege mechanische Holzpuppen im rumänischen Pavillon, die „ein Symbol für die Abhängigkeit des Menschen“ sein sollen – erklärt eine junge Frau. Einige Häuser weiter umkreise ich gerade das Modell einer Containerhochhaus-Siedlung, als das Smartphone in meiner Tasche vibriert: Eine Nachricht der Webredaktion des Deutschen Museums. „… wir brauchen deinen Blogbeitrag! Morgen.“ Ich starre auf das Modell vor mir. Ein Wohnzimmerchen mit Stilmöbeln. Daneben ein Schlafraum mit Futons. Ein ganzes Haus – aufgebaut aus Containerelementen. Als Puppenhaus präsentiert sich dieses Modell und kommt gerade deshalb beim „normalen“ Publikum gut an. Jedes Zimmerchen ist anders gestaltet, mit großer Liebe zum Detail: Stilmöbelchen, Gartenzimmer, Küchen und Schlafzimmer – viele Menschen unterschiedlichen Geschmacks scheinen in diesem Haus zu wohnen. Das Containerpuppenhaus erinnert mich an die Dioramen des Deutschen Museums. Um diese Inszenierungen geht es in unserem aktuellen Mitgliedermagazin. In Ausstellungen erwecken sie Themen und Objekte zum Leben. Die deutsche Übersetzung lautet: „Durchscheinbild“ –  ein schönes Wort. Geheimnisvoll, doppeldeutig, vielversprechend. So wie die Stadt im Wasser, aus der ich Sie herzlich grüße. Für die französische Stadt Bègles plant die Architektengemeinschaft LAN ein Containerhaus. An alte Lehmstädte des Orient erinnert das Modell eines Hochhauskonglomerats im Pavillon Ägyptens. Der Mensch als Marionette? Mechanische Holzpuppen im rumänischen Pavillon. Die 15. Architektur- Biennale in Venedig ist bis 27. November täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das aktuelle Mitgliedermagazin des Deutschen Museums beschäftigt sich in seinem Schwerpunkt mit Dioramen. Zu den Dioramen des Deutschen Museums erscheint demnächst auch ein umfangreicher Bildband. Sabrina Landes ist Redaktionsleiterin des Museumsmagazins Kultur & Technik. Sie bloggt regelmäßig zum Erscheinen eines neuen Hefts über ihren ganz persönlichen Zugang zum Magazinschwerpunkt.
Ihre Lieblingsabteilung im Deutschen Museum ist das Mathematische Kabinett. Weil es ein wenig versteckt liegt und man an den kleinen Tischchen stundenlang herumpuzzeln kann. Eine Etage darüber gibts Kaffee und Essbares. Auch ein Argument...
  • "Schaubilder der Wirklichkeit. Dioramen lassen Objekte lebendig werden." ist Thema der aktuellen Ausgabe von Kultur und Technik. Ausgewählte Artikel können Sie kostenlos online lesen .
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Cool bleiben im Klimawandel

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Sonderveranstaltung der Offenen Werkstatt am 7.10.2016 Von Katja Kuhlmann „Die meisten Menschen wissen, der Klimawandel ist schädlich für uns, wenn man dann aber fragt, warum er schädlich ist, gibt es entweder gar keine oder nur falsche Antworten. Das wollen wir mit unseren Experimenten und Erklärungen ändern.“

Wie man mit einfachen Mitteln schwieriges Wissen vermitteln kann, konnten Anfang Oktober die Besucher des Deutschen Museums in der Experimentier-Werkstatt erleben. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Kurt-Huber-Gymnasiums in Gräfelfing erklärten anhand selbstgebauter Experimente Ursachen und Phänomene rund um den Klimawandel.###MORE### Mit viel Leidenschaft ziehen die jungen Forscher ihr Publikum in den Bann und zeigen z.B. mithilfe eines Globus, etwas geschwärzter Alufolie, einer Lampe, Ballons mit verschiedenen Gasen und einer Wärmebildkamera wie sich das Klima auf unserem Planet erwärmt. Jeder Besucher muss hierbei selber Hand anlegen und kann in den vielen verschiedenen Mitmachexperimenten die Effekte des Klimawandels am eigenen Leib spüren. Die Erklärung der Grundlagen, globalen Effekte und Bedrohungen durch die Klimaveränderung kommen dabei nicht zu kurz. Die Themen der Experimente sind sehr breit gefächert und reichen von der Ozonschicht bis hin zur Hausdämmung. Damit die Erkenntnisse aus den Experimenten auch im Alltag umgesetzt werden können, gibt es praktische Tipps was jeder einzelne gegen den Klimawandel tun kann. Die Gräfelfinger Gymnasiasten hatten sich in ihrem P-Seminar intensiv mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen befasst. Ihr neu erlerntes Wissen wollten sie nicht im Klassenraum ruhen lassen, sondern auch andere Menschen darüber informieren. Am Vormittag war es eine Schulklasse, die den Jugendlichen gespannt zuhörte und selber viel Neues ausprobierte. Am Nachmittag gingen die jungen Forscher aktiv auf die Besucher im Museum zu und luden sie ein die Experimente auszuprobieren. Jede Frage wurde mit viel Charme und Witz beantwortet. Wir hoffen dieser Enthusiasmus für die Wissenschaft bleibt bestehen, sodass noch viele weitere Besucher von diesem Wissen profitieren können.

Weitere Infos und einen Veranstaltungskalender der Experimentierwerkstatt finden Sie unter:
http://www.deutsches-museum.de/ausstellungen/naturwissenschaft/experimentier-werkstatt/ Katja Kuhlmann ist Praktikantin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Sie macht gerade ihren Bachelorabschluss in den Kulturwissenschaften, mit dem Nebenfach Bildungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutsche Museum:
Viel Zeit und am besten eine Jahreskarte :D
Aber Spaß beiseite, ich bin ein großer Fan der Altamira-Höhle!
Dort erkannt man wie sich seit Anbeginn der Menschheit kulturelles Leben und technische Erkenntnisse gegenseitig beeinflussen.

Geniale Shows aus Japan

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Yoshihiko Saito, Ph.D. in science, Director of the Osaka Science Museum Speciality: Particle physics, Hiroshi Ohkura, Curator of the Osaka Science Museum, Speciality: Nuclear theory und natürlich Akiko Yoshioka im Zentrum Neue Technologien zu erleben. "Chemistry od red cabbage" und "Gyro - Spinnig & Boomerang" heißen die Shows, die um 21 und 22 Uhr präsentiert werden. Viel Vergnügen! Dieses Jahr neu im Programm der Museumsnacht: Science Shows mit japanischen Wissenschaftlern. Von Annette Lein Die längste Anreise zur Langen Nacht haben in diesem Jahr unsere Gäste aus Japan. Drei Kollegen aus dem Science Museum in Osaka dürfen wir morgen im Deutschen Museum begrüßen. Im Rahmen des Langen Nacht Programmes führen die Wissenschaftler ihre genialen Science Shows vor. Die Lange Nacht im Deutschen Museum lohnt immer einen Besuch - in diesem Jahr dürfen Sie die Shows im Zentrum Neue Technologien auf keinen Fall verpassen. Im Frühjahr kam ich in den Genuss, zwei Shows von Akiko Yoshioka zu den Themen Wasser und Licht bei uns zu sehen und möchte sie wärmstens empfehlen.  ###MORE###     Wenn Frau Yoshioka Urlaub hat von Ihrer Arbeit als Goodwill Ambassador mit Spezialgebiet „Macromolecular science und Intellectual property laws“ am Science Museum in Osaka, dann packt sie in ihren Koffer wichtige Utensilien für ihre Programme und Experimente ein. Am liebsten reist sie in Orte, an denen es Technik- oder Wissenschaftsmuseen oder Science Centre gibt, dort tritt sie auf - weil es ihr Spaß macht und sie interessiert daran ist, neues Publikum kennenzulernen. Das allein gibt schon eine Vorstellung von der Hingabe, mit der Frau Yoshioka physikalische Phänomene präsentiert und erklärt. Dabei schafft sie es spielend, noch das gelangweilteste Publikum für Grundlagen der Physik zu begeistern. Akiko Yoshioka macht das hinreißend: ihre Vorstellung ist theatralisch und sehr komisch - und dabei doch verblüffend und wissenschaftlich.   Akiko Yoshioka im Zentrum Neue Technologien Akiko Yoshioka Yoshihiko Saito: Gyro Yoshihiko Saito Hiroshi Ohkura: Gyro Gyro The Chemistry of red cabbage Blaukrautexperimente Am 15. Oktober 2016 ab 19 Uhr haben Sie die Gelegenheit, Yoshihiko Saito , Ph.D. in science, Director of the Osaka Science Museum Speciality: Particle physics, Hiroshi Ohkura , Curator of the Osaka Science Museum, Speciality: Nuclear theory und natürlich Akiko Yoshioka im Zentrum Neue Technologien zu erleben. "Chemistry od red cabbage" und "Gyro - Spinnig & Boomerang" heißen die Shows, die um 21 und 22 Uhr präsentiert werden. Viel Vergnügen!   Zum Programm der Langen Nacht im Deutschen Museum

Flugzeugdetektive

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Experten entschlüsseln die Geschichte des Messerschmitt Flugzeugs Bf 109. Von Andreas Hempfer Welche Geheimnisse verbergen sich in unseren drei Messerschmitt-Flugzeugen? Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Technikhistorikern, Konservierungswissenschaftlern und Flugzeugrestauratoren erlaubt faszinierende Einblicke in die spannende und oft unklare Vergangenheit der altbekannten Großexponate. ###MORE###   Seit einem Jahr stehen die Messerschmitt-Flugzeuge Bf 109 (Baujahr 1938), Me 163 (1944) und Me 262 (1945) im Mittelpunkt unserer Aktivitäten. Zur Zeit sind sie wegen der Sanierung der neuen Luftfahrthalle in der Flugwerft Scheißheim ausgestellt. 2019 kehren sie in die dann aktualisierte Ausstellung auf die Museumsinsel zurück. Neben der der luftfahrthistorischen Bedeutung wird dann auch der Kontext „Drittes Reich“ kritisch beleuchtet und die Objektgeschichte thematisiert. Die Maschinen kamen zwischen 1957 und 1965 ins Deutsche Museum.   Durch intensive Recherchen gelangte ein sensationelles Foto unserer Bf109 in unseren Hände. Sie ist eines der ältesten und am besten erhalten Flugzeuge dieses Typs. Die Bf 109 mit „Legion Condor“-Anstrich von 1938. Schwach zu erkennen unter dem Cockpit ist der Schriftzug „Der eiserne Gustav“ sowie eine Micky Maus mit Revolver. Doch was zeigt die Abbildung auf der Motorverkleidung? Foto: Canario Azaola Die Bf 109 mit „Legion Condor“-Anstrich von 1938 mit Schriftzug „Der eiserne Gustav“ sowie eine Micky Maus mit Revolver. Auf dem Foto klar zu erkennen sind eine Micky Maus mit Revolver und der Schriftzug „Der eiserne Gustav“, der sich wohl auf den bekannten Berliner Droschkenkutscher Gustav Hartmann (1859 – 1938) bezieht. Auf der Motorverkleidung erscheint eine rätselhafte Abbildung, von der der australische Luftfahrthistoriker Ken Merrick im Gespräch mit dem Verfasser vermutete, es handele sich um eine vermenschlichte Raupe, inspiriert von dem 1906 erschienenen Kinderbuch „Etwas von den Wurzelkindern“.  Für uns Flugzeugdetektive heißt das: Ran an die Objekte und mit Hilfe der Restaurierungswissenschaften nachweisen, was wir an den Flugzeugen selbst noch nachweisen können. Vor allem die Bf 109 lädt zum Forschen ein: In ihrer Museumszeit ab 1960 wurde sie so häufig und willkürlich mit fiktiven deutschen Tarnmustern und Hoheitszeichen überlackiert, dass dem heutigen Besucher ihre enorme historische Bedeutung vollständig verborgen bleibt. Tatsächlich trug die Maschine zu keiner Zeit (in ihrem Einsatzleben) deutsche Hoheitszeichen. Sie kam im Spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939) als Teil der berüchtigten „Legion Condor“ zum Einsatz, einem Geheimverband der deutschen Wehrmacht, die dem späteren Diktator Francisco Franco zum Sieg verhalf. Neben anderen Kriegsverbrechen bombardierte diese Einheit auch Guernica. Pablo Picasso hat diese Stadt in seinem berühmten Gemälde verewigt.  Die Bf 109 in ihrem heutigen Anstrich. Foto: Burkhard Domke Das Ziel unseres Teams um Dr. Marisa Pamplona-Bartsch (Deutsches Museum Forschungsinstitut), die Restauratoren der TU München, Dr. Catharina Blänsdorf, Annemie Danz und Alexander Grillparzer, sowie Hans Holzer (Kurator Historische Luftfahrt), Mathias Winkler (Metallrestaurator Flugwerft Schleißheim) und mir (Wissenschaftlicher Volontär Historische Luftfahrt), ist es, Reste des originalen „Legion Condor“- Anstriches der Maschine zu finden und dessen bislang unbekannte Farbtöne genau zu bestimmen. In einem nächsten Schritt prüfen wir, ob eine reversible, zerstörungsfreie Überlackierung des Flugzeuges mit ihrem Originalanstrich von 1938 möglich ist. Dies soll auch der Konservierung aller erhaltenen Farbschichten dienen.  Dr. Marisa Pamplona-Bartsch und Mathias Winkler dokumentieren die Aufnahmen des Stereo-Mikroskops. Vor allem am Heck der Maschine findet man viele interessante Farbreste. Restauratorische Detektivarbeit an der Bf 109 Die Lackproben werden in den kommenden Wochen im Labor der TU München in Kunstharz eingebettet und in mühsamer Arbeit geschliffen. So wird unter dem Mikroskop die Abfolge der Farbschichten sichtbar. Direkt am Flugzeug erhielten wir mit einem Stereomikroskop dreidimensionale Eindrücke der Farbschichten. Außerdem untersuchten wir mit Farbmessgeräten Stellen unter den Abdeckblechen und haben sie mit historischen Farbtafeln verglichen. Im Labor stellte sich heraus, dass die Maschine bis zu 22 Lackschichten aufweist. Alexander Grillparzer am Stereomikroskop. Foto: Annemie Danz Entnahme einer Farbprobe am Heck. Unter einem Abdeckblech finden wir grüne Farbe. Aus welcher Zeit stammt sie? Foto: Annemie Danz Alexander Grillparzer (links) und Andreas Hempfer heben das Stereomikroskop an den Antennenmast hinter dem Cockpit. Foto: Annemie Danz Um auf die geforderten Höhen zu kommen, montieren wir das Stereomikroskop auf einen Hubwagen. Foto: Claes Sundin Mathias Winkler und Annemie Danz diskutieren die Reihenfolge der Farbschichten an der Bf 109. Fotos: Marisa Pamplona-Bartsch Mathias Winkler und Annemie Danz diskutieren die Reihenfolge der Farbschichten an der Bf 109. Fotos: Marisa Pamplona-Bartsch Catharina Blänsdorf und Alexander Grillparzer führten auch optische Untersuchungen mit Infrarotka-mera durch, um Nummern sichtbar zu machen, die möglichweise unter den neueren Farbschichten verborgen sind. Leider ohne Ergebnis. Foto: Maria Niklaus Ebenso recherchieren wir die Geschichte des Raketenflugzeug Me 163 „Komet“ (Baujahr 1944). Über seine Geschichte vor dem Transport von England nach München im Jahr 1965 ist bisher nichts bekannt. Auf dem Typenschild in der Flugzeugnase fehlte unerklärlicherweise jede Beschriftung, daher ist keine Werknummer bekannt. Indizien deuten darauf hin, dass es sich um eine Maschine handelt, die 1945 von der Royal Air Force erbeutet wurde und mit welcher der bekannte britische Testpilot Eric Brown einen Landeunfall erlitt. Weitere Recherchen und Untersuchungen des Teams an Lack und Struktur der Me 163 können hoffentlich bald mehr Licht ins Dunkel ihrer Vergangenheit bringen. 1965 wird unsere Me 163 in Biggin Hill, Südengland, in ein Noratlas-Transportflugzeug der Bundeswehr verladen und nach München geflogen. Wo war die Maschine zuvor und gab es eine Flugerprobung durch die Royal Air Force? Foto: Archiv Deutsches Museum 1965 wird unsere Me 163 verladen und nach München geflogen. Foto: Archiv Deutsches Museum Das Typenschild der Me 163 wurde gefunden, doch warum wurde darauf keine Werknummer einge-schlagen? Foto: Andreas Hempfer Typenschild Auch unser Exemplar der Messerschmitt Me 262, des ersten in Serie hergestellten und einsatzfähigen Flugzeuges mit Strahltriebwerken, birgt noch viel Potenzial für neue Erkenntnisse zur Einsatzzeit der Maschine. Die hölzernen Vorrichtungen an den Flügeln wurden testweise mit zwölf der dafür vorgesehenen R4M „Orkan“-Raketen bestückt. Eine Kiste mit 47 (!) dieser ersten ungelenkten Waffen zur Bekämpfung alliierter Bomber befand sich - selbstverständlich entschärft - im Depot des Museums. Die Kombination der Exponate macht die Bedeutung der Me 262 als Vorläufer aller modernen Kampfjets deutlich, die bis heute Strahlantrieb und Raketenbewaffnung nutzen. Die Ausstellung rückt jedoch das Scheitern der Maschine als NS-„Wunderwaffe“ in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges in den Blick. Mathias Winkler bringt vorsichtig eine R4M „Orkan“-Rakete am Flügel der Me 262 an. Foto: Andreas Hempfer Eine R4M „Orkan“-Rakete wird am Flügel der Me 262 befestigt. Der vollständig mit R4M „Orkan“ bestückte rechte Flügel der Me 262, wie er aktuell in der Flugwerft Schleißheim zu sehen ist. Foto: Andreas Hempfer Der vollständig bestückte rechte Flügel der Me 262. Nur mit viel Fantasie sind hier Teile des Lilienthal Gleitflugzeuges zu erkennen, einem Meilenstein der Luftfahrtgeschichte. Es wurde für die langjährige Lagerung auf transportfähigen Platten fixiert. Foto: Andreas Hempfer Überreste des Lilienthal Gleitflugzeuges. In Kürze wird unser Team die äußerst fragilen Überreste eines „Normal-Segelapparates“ untersuchen, den  Otto Lilienthal selbst hergestellt und geflogen hat. Dieser wird ab etwa 2025 ein Highlight der wiedereröffneten Ausstellung über frühe Luftfahrttechnik darstellen. Wir werden geeignete Maßnahmen zur Konservie-rung ergreifen und neue Ausstellungsmethoden testen, damit wir dieses einzigartige Exemplar der Luftfahrtgeschichte erstmals nach fast 60 Jahren wieder der Öffentlichkeit präsentieren können. Die Luftfahrtabteilung und das Forschungsinstitut des Deutschen Museums danken  an dieser Stelle den Mitarbeitern der TU München für ihre unermüdliche Unterstützung und ausgezeichnete Zusammenarbeit. Wir sind optimistisch, dass wir mit ihrer Hilfe den Besuchern des Deutschen Museums auch in Zukunft immer neue und spannende  Geschichten und Fundstücke aus der Historie der Luftfahrt präsentieren können.   Andreas Hempfer ist wissenschatflicher Volontär im Ausstellungsprojekt "Historische Luftfahrt 1918 - 1945". Zuvor hat er ein Masterstudium in Geschichte und Kultur der Wissenschaft und Technik abgeschlossen. Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum: Natürlich die Flugwerft Schleißheim mit ihrer einzigartigen gläsernen Werkstatt, in der man die Arbeit unserer Flugzeugrestauratoren erleben kann! Gerade bis 2019 ist die Ausstellung und die Werkstatt der Flugwerft voll mit den Luftfahrt-Highlights der Museumsinsel und immer einen Besuch wert.

Musikantenstadel, Schwimmbad oder Turnhalle?

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Musikantenstadel oder Turnhalle? Ganz falsch: Ausstellungsraum Landwirtschaft ohne Objekte. Von  Hubert Czech,  Annette Lein und  Sabine Pelgjer Hubert Czech ist einer der Fotografen aus dem Fotoatelier des Museums. Kürzlich hat er das Museum in einem eigentümlichen Zustand festgehalten: Mitten in der Hochphase der Modernisierung zeigen die Bilder den derzeit geschlossenen Teil des Museums ganz clean, ganz nackt und irgendwie entrückt: ohne Ausstellung, ohne Objekte - und ohne Menschen. Im selben Augenblick dücken einen Raum weiter die Besucher auf Knöpfe, Schulklassen toben durchs Bergwerk und vor der Hintertür rücken die Baumaschinen an.   ###MORE### Die Auswahl zeigt Räume aus unterschiedlichen Bauphasen des Museusm. 1925 wurde das Gebäude auf der Museumsinsel eröffnet. Seitdem wurde immer erweitert, umgebaut und saniert. Die Momentaufnahmen zeigen mal eine Architektur, die sich maximal zurücknimmt, wie die Luft- und Raumfahrthalle von Sep Ruf oder bühnenbildhafte Inszenierungen, die uns in die Zeit der Alchemie zurückversetzen.  8000 Exponate wurden in den vergangenen Monaten aus diesen Räumen entfernt, die in der ersten Bauphase bis 2019 modernisiert werden. Die meisten Gegenstände wurden im Depot eingelagert, einige - wie Starfighter oder Raketenschlitten - sind derzeit in der Flugwerft Schleißheim bzw. im Verkehrszentrum des Deutschen Museums zu sehen.  Momentaufnahmen aus dem Innenleben eines Museums im Wandel: Was sehen Sie? Ein Schwimmbad - nein: Atomphysik. Eine Burg - nein: die historischen Laboratorien in der Chemie.

Hallo, hallo!

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Zur Ausstellungseröffnung "spricht" der Apparat. Von Silke Berdux und Annette Lein Noch bis Juni 2017 zeigen wir im Foyer der Bibliothek eine kleine, aber feine Sonderausstellung. Als Original und Nachbau ist dort der Kempelen'sche Sprechapparat zu sehen. Siri (aus dem iPhone) und Hal (aus „2001: Odyssee im Weltraum“) kennt jeder als künstliche Stimmen. Aber den Sprechapparat von Wolfgang von Kempelen von 1791? ###MORE###     Heute bestimmt künstliche Sprache unser Leben. Der Sprechapparat, wohl um 1800 entstanden, stammt aus einer Zeit, als künstliche Erzeugung von Sprache in den Blick der Philosophen und Wissenschaftler rückte. Er steht für das zur Zeit der Aufklärung wachsende Interesse an der Untersuchung der Natur und des Menschen und dessen mechanischer Nachahmung. Der Sprechapparat bildet die menschlichen Sprechorgane in Teilen nach. Mit ihm kann man ganze Wörter hervorbringen. Er ist kein Automat mit fest programmierten Wörtern oder Sätzen, sondern wird gespielt wie ein Musikinstrument. Als möglicherweise frühestes erhaltenes Gerät seiner Art wird er von Forschern, Journalisten und Kuratoren von Sonderausstellungen immer wieder angefragt. Galt er lange Zeit als Sprechapparat des Wolfgang von Kempelen, eines der Pioniere und bestimmenden Gestalten der frühen Sprachsynthese, der 1791 ein Buch über seinen Sprechapparat verfasste, wird diese Zuschreibung seit einigen Jahren in Zweifel gezogen. Der Kempelen'sche Sprechapparat: Balg Balg Zettel Zettel Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde der Sprechapparat genau untersucht und dokumentiert. Mit den gewonnenen Daten wurde ein dreidimensionales CAD-Modell erstellt. Auf dieser Grundlage wurde eine genaue Replik gefertigt, daran waren verschiedene Werkstätten des Deutschen Museums und Wissenschaftler beteiligt. Die Replik gibt erstmals Aufschluss über die Funktionsweise des Apparats und dessen Funktionsumfang. Können mit ihm ganze Sätze hervorgebracht werden, wie es in anderen Schriften heißt, oder nur einzelne Wörter wie „Mama“, „Papa“ und „Oma“? Versuche dazu sind am Original nicht möglich, nun konnte experimentiert und dabei zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Mit der Replik steht nun ein Forschungs- und Demonstrationsobjekt zur Verfügung.   Ein weiterer Forschungsstrang beschäftigt sich mit der Zuschreibung an Wolfgang von Kempelen sowie der Einordnung in den historischen Kontext. Kempelen oder Nicht-Kempelen lautet eine oft gestellte Frage. Ist der Apparat von Kempelen gebaut worden oder handelt es sich um einen Nachbau oder gar eine Zusammenstellung von Teilen verschiedenen Alters? Recherchen in Archiven und der Literatur sowie Materialuntersuchungen brachten neue Erkenntnisse, auch die, dass es eine weit größere Zahl von Nachbauten nach Kempelen gab als bisher angenommen, die aber – von einer Ausnahme abgesehen – nicht erhalten sind. Anlass für die Forschung war die neue Dauerausstellung Musikinstrumente, in der ab 2019 Original und Replik des Sprechapparats gezeigt werden sollen – idealerweise mit einem Objektschild, das die Frage der Autorschaft klärt.  Einsichten, Ansichten: Original und Replik Windlade versteckt im Kasten Mit dem Blatt im Inneren der Windlade werden wie bei einer Klarinette die Klänge erzeugt. Die CNC Fräse erzeugt mit den Daten aus dem CAD Modell die Kehle unter dem Blatt für den Nachbau. Der Balg wird in traditioneller Technik hergestellt. Selbstporträt Wolfgang von Kempelen, Szépmüvészeti Múzeum, Budapest Blick in die Ausstellung V.l.n.r.: Alexander Steinbeißer, Erbauer der Replik, der Einzige der den Nachbau spielen kann und Generaldirektor Heckl. Ausstellung 8 Objekte 8 Museen Das Forschungsprojekt vertritt das Deutsche Museum bei der Ausstellung „8 Objekte, 8 Museen“. In der Ausstellung präsentieren die acht Forschungsmuseen der Wilhelm-Gottfried-Leibniz-Gemeinschaft sich und ihre Forschung. Auf einem großen interaktiven Medientisch sind alle Objekte zu sehen. Anlass ist das Leibniz-Jahr 2016, in dem sich der Geburtstag des Namensgebers zum 370. und dessen Todestag zum 300. Mal jähren. Bis 30. Juni 2017 im Foyer der Bibliothek, gegenüber vom Haupteingang des Museums (Eintritt frei). Silke Berdux ist Kuratorin für Musikinstrumente. Sie hat die Ausstellung "8 Objekte 8 Museen" für das Deutsche Museum kuratiert. Einer der Schwerpunkte der Musikwissenschaftlerin liegt in der Erschließung und Vermittlung der Sammlung Musikinstrumente, zu der auch der Sprechapparat gehört. Derzeit ist sie mit der Planung der neuen Dauerausstellung Musikinstrumente befasst, die 2019 eröffnet wird.   Annette Lein ist Internetredakteurin und immer auf der Suche nach guten Geschichten zu interessanten Objekten. Gerade plant sie eine App für das Museum, in der unter anderem eine Tour zu den Highlight-Objekte in den Ausstellungen führt. Das einzig Störende: Hörtexte sollen (nur) 90 Sekunden dauern. Gut, dass es für Geschichten den Museumsblog gibt.

Doppelter Geburtstag auf der Insel

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Wie war das mit Einstein? Bei Kursen im Kerschensteiner Kolleg und der Lektüre unseres Museumsmagazins kann sich jeder selbst schlau machen. Von Katja Kuhlmann Am 24.11.2016 konnten wir in unserem Ehrensaal gleich zwei Geburtstage feiern! Das „Kerschensteiner Kolleg“ und die Museumszeitschrift „Kultur&Technik“ feierten ihr 40-jähriges Bestehen mit einem Festakt und über 200 geladenen Gästen.   „Kultur&Technik“ und Kerschensteiner Kolleg wurden im Jahr 1976 gegründet. Professor Günther Gottmann, damaliger stellvertretener Generaldirektor des Museums, wollte mit den beiden Projekten den Bildungsauftrag des Deutschen Museums verwirklichen und auf neuen Wegen Wissen vermitteln. Und heute können wir sagen: Beide Projekte haben eine 40-jährige Erfolgsgeschichte aufzuweisen. ###MORE### Das Kerschensteiner-Team Theaterstück bei der Geburtstagsfeier Die Zeitschrift „Kultur&Technik“ wird seit vielen Jahren zusammen mit dem C.H.Beck Verlag herausgegeben. Seit der Gründung erscheint sie viermal jährlich: Von der Geschichte des Feuerzeugs über die Suche nach dem Cyberspace bis hin zur Welt der gefährlichen Düfte – jedes Thema wird intensiv beleuchtet und einfach erklärt.   Dabei finden nicht nur allgemeine Natur- und Technikthemen einen Platz, sondern auch Insidergeschichten aus dem Deutschen Museum, wie die Entstehung der Dioramen in unseren Werkstätten – wie die jüngst erschienene Ausgabe zeigt. Die im nächsten Jahr erscheinende 160. Ausgabe und über 18 000 Abonnenten bestätigen den Erfolg. Die derzeitige Redaktionsleiterin , Sabrina Landes, bloggt hier regelmäßig über die neusten Artikel und Entdeckungen des Magazins.
Übrigens: Jedes Mitglied des Deutschen Museums bekommt die „Kultur&Technik“ gratis zugeschickt! Damit Fachleuten aus Lehre und Erziehung attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten geboten werden können, wurde das Kerschensteiner Kolleg gegründet.  Das Besondere daran: Die Inhalte der Fortbildungsveranstaltungen korrespondieren stets mit den Ausstellungen und Inhalten des Deutschen Museums.   Rund 1800 Gäste hat das Kolleg Jahr für Jahr, die im Schnitt drei bis vier Tage lang bleiben. Und sie kommen von weit her. „Neulich hatten wir hier eine Gruppe aus Tennessee, auch aus Südkorea oder der Ukraine waren schon Gäste hier“, erzählt Christine Füssl-Gutmann, langjährige Leiterin des Kollegs. Zu den Stammgästen zählt die Universität Göteborg: Das dortige Institut für Didaktik der Naturwissenschaften bindet schon seit vielen Jahren das Deutsche Museum in die Ausbildung schwedischer Lehrkräfte ein. Bei ihrem jüngsten Besuch unter dem Motto „Technology for Teachers“ lernen sie unter anderem, wie man Schülern Nanowissenschaften anschaulich vermittelt. Aber auch junge Gäste kommen im Rahmen von sozialen Förderprojekten ins Kerschensteiner Kolleg. Oder Energie-Experten. Davon profitiert wiederum das Museum – deren Tagungsergebnisse fließen nämlich in die kommende Sonderausstellung „energie.wenden ein.“ Einblicke in 40 Jahre „Kerschensteiner Kolleg“ und „Kultur&Technik“ Zimmer 1984 Die Zimmer: früher rot-weiß karierte Bettwäsche, Zimmer heute heute etwas schlichter Seminar früher Die Kurse: früher stand auch mal ein Aschenbecher auf dem Tisch, Seminar heute heute wird viel experimentiert. Ausgabe 1, 1977 Ausgabe 1, 1998 Ausgabe 4, 2016 Weiterlesen:
  • Kultur und Technik
  • Kerschensteiner Kolleg
Katja Kuhlmann ist Praktikantin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Sie macht gerade ihren Bachelorabschluss in den Kulturwissenschaften, mit dem Nebenfach Bildungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutsche Museum:
Viel Zeit und am besten eine Jahreskarte :D
Aber Spaß beiseite, ich bin ein großer Fan der Altamira-Höhle!
Dort erkannt man wie sich seit Anbeginn der Menschheit kulturelles Leben und technische Erkenntnisse gegenseitig beeinflussen.

Applaus für Ameise, Milbe und Bärtierchen!

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Das Publikum beobachtet gebannt. Von Marlen Salm Vorhang auf für das Mikroskopische Theater! Die neue Vorführung ist seit Anfang November Teil unseres variierenden Tagesprogramms im ZNT.
Das Ensemble, bestehend aus Ameisen, Milben, Bärtierchen und Schimmelsporen, eröffnet dem Publikum eine ganz neue Welt: den Mikrokosmos.###MORE### In dieser Welt ist ein Streichholzkopf riesengroß, man sieht wie ein Bakterium auf dem Körper einer Hausstaubmilbe herumspaziert, und kann die einzelnen Haare auf dem Fühlergelenk einer Ameise zählen. Als Regisseure und gleichzeitig Kommentatoren des Mikroskopischen Theaters erklären Klaus Macknapp und Harald Waßmer mit großer Begeisterung für Jung und Alt verständlich das Bühnengeschehen. Die „Bühne“ sind die Bildschirme, auf denen die Zuschauer das Geschehen verfolgen. Die Innenkamera des Rasterelektronenmikroskops zeigt eine Ansicht der Probe im „Probenraum“, dann wird auf Elektronenstrahl umgeschaltet und scharfgestellt, und nach der Feinjustierung erkennt man deutlich: die herausgestreckte Zunge einer Ameise! Der Höhepunkt der Vorstellung ist die "Wiedererweckung" eines Bärtierchens. Bärtierchen, kaum einen Millimeter klein, sind vakuumbeständig, überleben hohe Drücke, extreme Minustemperaturen und kommen jahrelang ohne Wasser aus. Klaus Macknapp befeuchtet eine Probe mit ausgetrockneten, scheinbar leblosen Bärtierchen und überträgt die Nahaufnahme eines der Tierchen auf den Bildschirm. Das Publikum beobachtet gebannt und wartet. Nichts geschieht. Doch plötzlich ruft ein kleiner Junge: „Da! Es hat sich bewegt!“ Und tatsächlich: Das winzige Wesen erwacht vor unseren Augen zu neuem Leben. Applaus!
   Weitere Informationen:
  • Mikroskopische Theater
  • Science Shows: Vom Präparat zum REM-Bild
Bärtierchen Marlen Salm ist Mitarbeiterin der Stabsstelle Kommunikation und betreut unter anderem den internen Newsletter und die Werbemittel des Deutschen Museums. 
Als Kommunikationsdesignerin mit typografischer Ausbildung betrachtet sie die Dinge meist eher "durch die Gestalterbrille", lässt sich aber auch gerne täglich neu durch Wissenschafts- und Technikthemen faszinieren.

Neu an Bord

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Das Segelschulschiff GORCH FOCK unter vollen Segeln. Wir begrüßen einen neuen Kollegen an Bord unseres großen Museumsdampfers: Jörn Bohlmann hat im Dezember das Ruder in der Schifffahrt übernommen - und ist seither als Kurator für unsere Ausstellung und Sammlung verantwortlich. Mit dem Deutschen Museum ist er schön länger verbunden. An unserem Forschungsinstitut hat er als Scholar in Residence eine Forschungsarbeit über das Segeltuch und Segelmacherhandwerk verfasst. Der folgende Beitrag gibt Einblick in seine Forschungsarbeit zum Segeltuch.     Von Jörn Bohlmann Wind und Segeln nahm bis in das 20. Jahrhundert hinein jene Rolle ein, die heute Verbrennungsmotoren und Schweröl zukommt; sie waren der eigentliche Antrieb des internationalen Seeverkehrs. Egal, ob mit Segelschiffen fremde Küsten entdeckt, Kriege geführt, Waren aller Art verschifft oder Sklaven und Auswanderer über See transportiert wurden - von der Antike bis in das 20. Jahrhundert hinein dienten Wind und Segel als Antrieb des globalen Schiffverkehrs.###MORE### Das Segelschulschiff GORCH FOCK bei ruhigem Wetter unter vollen Segeln. Foto: Dr. F. Krügler Die Gorch Fock unter vollen Segeln. Wie umfassend der Bedarf an Segeltuch und Segeln war, wird deutlich, wenn man die Segelfläche der rund 3500 Viermastbarken (Großsegler mit vier Masten) zusammenrechnet, die um das Jahr 1900 den internationalen Seehandel bedienten. Alleine diese 3500 Schiffe benötigten für ihren Antrieb ca. 14 Millionen Quadratmeter Segeltuch, die hauptsächlich aus Flachs und Hanf gefertigt waren. Rechnet man die Segelfläche alle anderen Schiffe hinzu, wird klar, dass der Umfang notwendiger Segeltuche noch markant größer war. Die großformatige Zeichnung des Meisterstückes Detlef Ruhlands im Jahre 1961, gefertigt im Maßstab 1:20. Es zeigt das Besanstengenstsagsegels der GORCH FOCK. Das Segel bemaß 52,33 m² und wurde aus schwerem Flachstuch vollständig von Hand genäht. Quelle: Segelmachermeister Detlef Ruhland, Glückstadt Zeichnung eines Segels der Gorch Fock, 1961 Bereits in der Antike wurden Segel aus Hanf, Flachs und Baumwolle gefertigt. Während sich die Technik des Segelschiffsbaus und der Takelagen kontinuierlich weiterentwickelte, wurden Segel jedoch noch in den 1950er-Jahren weiterhin unverändert aus Baumwolle, Hanf und Flachs genäht.   Erst nach dem zweiten Weltkrieg änderte sich dies nahezu schlagartig. Nachdem im Laufe der 1950er-Jahre die Fasern des Nylons und des Polyesters im großen Maßstab endlich auch der zivilen Nutzung zur Verfügung standen, wurde begonnen, Segeltuch auch aus Kunstfasermaterial herzustellen. Mit ihren Eigenschaften veränderten die Kunstfaser-Segeltuche die Arbeit der Tuchhersteller, der Segelmacher und nicht zuletzt der Seeleute und Segler, nahezu schlagartig. Diesen Übergang von Flachs und Mako zu Dacron und Diolen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts habe ich im Rahmen eines Scholar-in-Residence-Stipendiums untersucht. Anhand der Besprechung von Kunstfasersegeln in Yachtzeitschriften der 1950er und 1960er Jahre sowie in Interviews mit Zeitzeugen – Segelmachern, Seglern und Tuchherstellern – gelingt es, die Entwicklung des Segeltuchs aus Polyester nachzuzeichnen. Am Beispiel des Segelschulschiffes Gorch Fock, das 1974 ihr erstes Stell Polyestersegel erhielt, wird aufgezeigt, welche Unsicherheiten mit dem neuen Segeltuch an Bord von Großsegeln bestanden – und welche Veränderungen das neue Material mit sich brachte. Zugleich zeichne ich nach, wie es einem kleinen deutschen Segeltuchhersteller gelang, von einem in den 1950er Jahren missglückten Produkt zum heute weltgrößten Segeltuchproduzenten zu prosperieren. Der ganze Titel meiner Arbeit lautet: Segeltuch und Segelmacherhandwerk im Übergang von Natur- zum Kunstfasermaterial in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren – am Beispiel der Segelmacherei Hinsch & Ruhland und den Segeln des Segelschulschiffes GORCH FOCK. Traditionelles Segelmacherhandwerk bedingte viel Handarbeit. Der Segelmachermeister Detlef Ruhland aus Glückstadt, links im Bild, näht Ringe (Ösen) in das Segel. Jörn Bohlmann, rechts, näht Tauwerk (das sogenannte „Liek“) an die Kanten des Segels. Quelle: Inger Smedsrud, Norsk Håndverksinstitutt – Senter For Immateriell Kulturarv, 2007. Dr. Jörn Bohlmann ist gelernter Segelmacher und Holzbootsbauer, fuhr mehre Jahre zur See und arbeitete viele Jahre in verschiedenen Werften und Museen sowohl als Restaurierungshandwerker sowie als wissenschaftlicher Angestellter, u.a. am dänischen Wikingerschiffsmuseum in Roskilde und zuletzt im Rahmen eines Scholar-In-Residence-Stipendiums am Deutschen Museum. Im Dezember 2016 übernahm er als Kurator Verantwortung für die Ausstellung Schifffahrt und Meerestechnik an unserem Museum.
  Sein Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum:
Als Holzbootsbauer und „Hamburger Jung“ natürlich der Fischerei-Ewer HF 31 Maria . Das Schiff wurde 1880 in Hamburg gebaut und blieb fast 70 Jahre lang im Fischfang auf der Nordsee und dem Watt in Fahrt – und hat nicht immer nur glückliche Zeiten gesehen. Im Jahre 1901 wurden im Sturm zwei Besatzungsmitglieder auf Nimmerwiedersehen von Bord gespült; in den kommenden Jahren folgten eine Strandung und mehrere Kollusionen. 1930 sank das Schiff sogar wegen einer eingedrückten Planke im Helgoländer Hafen, Gott sei Dank im flachen Wasser. Nur zwei Wochen später war der Ewer mit seiner Besatzung wieder auf der Nordsee unterwegs. Sogar die Wirren des zweiten Weltkrieges überlebte die Maria, erst in den 1950er Jahren verfiel sie, da sich der Einsatz alter, hölzerner Ewer in der Fischerei nicht mehr lohnte. 1957 kam das Schiff in das Deutsche Museum – zu einer Zeit, als viele andere alte Arbeitsschiffe auf Abwrackwerften ihr Leben verloren. Heute ist das Schiff sicher im Deutschen Museum verwahrt – und verbreitet den Wohlgeruch von Hanf, Teer und altem Segeltuch. Wer am Schiff vorbeikommt, findet in der Schifffahrtsabteilung aber noch viele weitere spannende Objekte  -von denen mich die Dioramen, z.B. jene der Boots- und Schiffbauereien, bei meinem ersten Besuch wirklich begeisterten.

Neue Perspektiven

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Was man als Hörender bei einer Gehörlosen-Führung durchs Museum lernt. Von Katja Kuhlmann Da stehe ich nun in der Eingangshalle des Deutschen Museums und habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Ich warte auf die Menschen, die ich heute bei einer ganz besonderen Führung begleiten möchte. Als die ersten Teilnehmer hineinkommen, werde ich ganz rot. Denn in dem Moment fällt mir auf, dass ich mein Namensschild vergessen habe. Warum vergesse ich ausgerechnet heute mein Namensschild? Ausgerechnet bei den Leuten, bei denen es wirklich wichtig gewesen wäre? Schon kommen sie auf mich zu und ich begrüße sie mit feuchten Händen und sage laut meinen Namen. Wie bescheuert ist das denn? Da begrüßt man eine Gruppe Gehörlose – und das Schlauste, was mir einfällt, ist, meinen Namen laut zu sagen?! Doch Not macht klug und den nächsten Besuchern, halte ich meinen Notizblock vors Gesicht auf dem ein großes „KATJA“ geschrieben steht. ###MORE### Ganz früher hat man Gehörlose „taubstumm“ genannt – aber das ist Quatsch. Auch Gehörlose können sprechen – auch wenn sie das, was sie sagen, selbst nicht hören können. Als die Besucher merken, dass ich keine Gebärdensprache verstehe, sagen sie laut ihre Namen. Die Stimmen klingen zwar ungewohnt, aber ich kann trotzdem alles verstehen. Es ist eine sehr nette Gruppe, die sich hier zusammengefunden hat. Einige kennen sich und begrüßen einander sehr herzlich, bevor sie mit Gebärden die ersten Gespräche beginnen. Sandra Kittmann, die für die Barrierefreiheit im Deutschen Museum zuständig ist, begrüßt die Gäste: Sie bedankt sich beim Landkreis München und dem Gehörlosenverband München und Umland für die Kooperation  – und sie stellt auch die Gebärdendolmetscherin Frau Anne Göppert vor – ohne die die Führung heute nicht möglich wäre. Schon während der Begrüßung machen sich die ersten Mitglieder der Gruppe auf den Weg Richtung Schifffahrt. Mein erster Impuls ist natürlich, ihnen nachzurufen. Aber nun ja – siehe oben. Ich laufe ihnen also hinterher. Dann geht es gemeinsam Richtung Schifffahrt. Hier begrüßt uns Museumsmitarbeiter Reinhard Labisch zu seiner Führung. Obwohl die Gebärdendolmetscherin noch nie eine Führung im Deutschen Museum begleitet hat, funktioniert das richtig gut – sie und Labisch sind ein gutes Team. Natürlich gibt es nicht für jedes technische Gerät eine Gebärde. Aber zum Beispiel für Dampfmaschine gibt es eine – und zur Not kann man in der Gebärdensprache immer noch buchstabieren.  Als die Führung losgeht, habe ich tatsächlich schon fast wieder vergessen, dass ich mit Gehörlosen unterwegs bin. Es wird geredet, erzählt, informiert - und viel miteinander gelacht. Frau Göppert übersetzt die Fragen, Kommentare und Witze der Teilnehmer für uns zurück. Leider beherrsche ich die Gebärdensprache nicht, doch ich ertappe mich viele Male dabei, wie ich fasziniert auf die Hände der Besucher starre. Die tauschen, so wie jede andere Gruppe auch, viele Kommentare während der Führung aus. Was einem natürlich nicht bewusst ist: Für die Gehörlosen ist das gleichzeitige „Zuhören“  und Anschauen ein großes Problem – logisch: Entweder man schaut auf die Hände der Dolmetscherin oder auf das Ausstellungsstück, beides gleichzeitig geht nicht.  Das ist natürlich auch für den Führer eine Herausforderung – der ist gewohnt, gleichzeitig zu zeigen und zu sprechen. Bei der „Renzo“, dem großen Dampfschlepper in der Schifffahrtsausstellung, erklärt das ein Mitglied der Gruppe freundlich, aber bestimmt. Reinhard Labisch lässt sich dann auch gleich mehr Zeit. Und eigentlich ist das ja auch eine gute Idee für alle Besuchergruppen: Die meisten Menschen schaffen es ja nicht, gleichzeitig intensiv zuzuhören und das Exponat aufmerksam anzuschauen. Sich mehr Zeit nehmen, um nur zu schauen, ist also in jedem Fall eine gute Idee für Führungen. Wie herzlich und offen die Teilnehmer sind, bemerke ich auf dem Weg zur Abteilung Meeresforschung. Obwohl mich niemand aus der Gruppe kennt, ich nur mitlaufe und keine Gebärdensprache verstehe, kommunizieren die Besucher trotzdem mit mir und zeigen, wie beeindruckt sie von den Exponaten sind. Auch mit Mimik kann man eine Menge ausdrücken – und sich ohne Worte wunderbar verständigen. Im Untergeschoss der Schifffahrtsausstellung wird am Ende der Führung ein laufender Schiffsmotor gezeigt. Mich faszinieren dabei die ungewöhnlichen Geräusche. Und ich versuche mir vorzustellen, wie das wohl wäre – nichts zu hören, sein Leben in permanenter Stille zu verbringen. Ehrlich gesagt: Man kann sich das nicht vorstellen. Aber so eine Führung öffnet einem die Augen – nicht nur fürs Museum, sondern auch für die Situation von Menschen, die Barrieren im Leben zu überwinden haben. Und es wäre gut, „normale“ Museumsbesucher daran teilhaben zu lassen. Es wäre ein guter Weg, um Barrierefreiheit auch in den Köpfen zu schaffen. Ich werde nie emotional nachvollziehen können, wie es ist, dauerhaft ohne Gehör zu leben, doch dank dieser Menschen zu sehen, wie man trotzdem oder vielleicht gerade deshalb an der Welt teilhat, ist für mich eine wichtige Erfahrung.  Das Deutsche Museum hat sich beim Thema Barrierefreiheit auf den Weg gemacht - und hat noch viel vor. Sandra Kittmann will aber nicht erst nach der Modernisierung neue Lösungen vorstellen, sondern auch während der Umbauphase einige Projekte voranbringen. Ein wichtiger Schritt wäre die Anschaffung von induktiven Höranlagen/Hörunterstüzungsanlagen, ganz nach dem Vorbild der vom Gehörlosenverband München und Umland gewünschten „Mediaguides“. Eine Art Smartphone mit WLAN Empfang und mindestens 5 Zoll Display – mit Gebärdensprache und Untertiteln.  Am 4. Januar 2017 findet die nächste Führung für Gehörlose in den Abteilungen Schifffahrt und Meeresforschung statt. Im Frühjahr 2017 soll es auch Führungen in der neuen Sonderausstellung „energie.wenden“ geben.  Alle Interessierten finden auf der Seite des Gehörlosenverbands München und Umland weitere Termine und Informationen: http://www.gmu.de/ Katja Kuhlmann  ist Praktikantin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums. Sie macht gerade ihren Bachelorabschluss in den Kulturwissenschaften, mit dem Nebenfach Bildungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg.

Ihr Tipp für einen Besuch im Deutsche Museum:
Viel Zeit und am besten eine Jahreskarte :D
Aber Spaß beiseite, ich bin ein großer Fan der Altamira-Höhle!
Dort erkannt man wie sich seit Anbeginn der Menschheit kulturelles Leben und technische Erkenntnisse gegenseitig beeinflussen.

Oh (ein) Tannenbaum!

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Tannenbaum: Der Weihnachtsbaum aus der Sammlung Nachrichtentechnik, bis
ins neue Jahr zu sehen im Fotoatelier beim Kinderreich Von Tina Kubot Ein Weihnachtsbaum? In der Nachrichtentechniksammlung? In meinem Fachgebiet, das als eher nüchtern und trocken verschrien ist? Es dauerte eine Weile, bis ich meine Überraschung überwunden hatte.###MORE### Aber tatsächlich: Unsere Datenbank zeigte unter der Inventarnummer 62535 sogar ein Bild eines prächtigen Tannenbaumes unter einer Glasglocke, der eindeutig der Sammlung Nachrichtentechnik zugeordnet ist. Und so ein kurioses Objekt taucht pünktlich zu Weihnachten auf! Viele Informationen gab die Datenbank allerdings noch nicht her. Der Baum hat ein stattliches Maß von 97cm Höhe und 57cm Durchmesser. Aber was ist das denn nun eigentlich? Laut angebrachter Plakette handelt es sich um ein 1400 paar. Fernsprech-Röhrenkabel / (Reichsposttype) / Siemens&Halske A.-G. An das Museum kam das Bäumchen am 26.02.1929 direkt von Siemens&Halske aus der Siemensstadt in Berlin, das Baujahr liegt geschätzt bei 1920. Fernsprechkabel wie dieses wurden unterirdisch in Röhren verlegt, um Verteilstellen miteinander oder Fernmeldezentralen wie Telefonämter mit Unterverteilungen zu verbinden. Hier wurden die Kabel dann in kleinere Portionen aufgeteilt und weiter geleitet. Dieses Kabel hat 1400 Paar, das sind 2800 einzelne Adern, die konzentrisch in Lagen um einen Kern angeordnet sind. Die einzelnen Lagen sind gleichmäßig aufgefächert, um die verschiedenen Ebenen des Tannenbaumes zu erzeugen und je vier Adern sind an den äußeren Enden mit einem Faden fixiert. Die einzelnen Adern sind mit Papier isoliert. Dem aufmerksamen Beobachter fällt ein einzelnes Rotes Kabel in jeder Lage auf. Dieses diente zur Orientierung desjenigen, der dieses Kabel mit einem anderen verbinden musste, schließlich durften dabei keine Fehler unterlaufen und jede der 2800 Adern musste mit exakt der richtigen Ader des Gegenkabels verbunden werden. Der Vorgang erfolgt noch immer per Hand: Bei Wind und Wetter sitzen die Menschen in Löchern in der Straße und verbinden Kabel, damit wir telefonieren, fernsehen oder surfen können. Was heute selbstverständlich ist, war in den 1920er Jahren noch eine Sensation. Schließlich gab es gerade mal gut 50 Jahre eine Verbindung für „Echtzeit“-Kommunikation zwischen Europa und Amerika, damals noch telegraphisch. Wo ein Brief mindestens eine Woche brauchte, dauerte die Übermittlung eines Telegrammes immerhin nur noch Stunden. Die von viel Spott und Ungläubigkeit begleitete Demonstration des Telefons war gerade mal 36 Jahre her, Langstreckentelefonie gab es erst seit wenigen Jahren, nur einige zehntausend Menschen besaßen einen Telefonanschluss und die Selbstwahl ohne das Fräulein vom Amt befand sich erst in einer Erprobungsphase. Die Reichshauptstadt Berlin zählte 1906 33 Vermittlungsämter, davon sechs Innenstadt- und 27 Vorortämter. Acht davon waren große Ämter mit mehr als 10000 Anschlüssen. Abschnitt eines Untersee-Telegraphenkabels. Das Kabel wurde 1873 verlegt und 1906 gehoben. Eine Vielfalt von Meereslebewesen hat sich darauf angesiedelt. Kabelbaum, ein Souvenir anlässlich der Legung des ersten transatlantischen Telegraphenkabels 1858, von George Rapson, England. Fünf verschiedene Abschnitte des Kabels sind über Messinghalter verbunden, sieben (von ursprünglich 10) dünne Scheiben hängen von den Abschnitten herab. Ein Seemann mit drei Flaggen steht auf der Spitze. Dazu gehört auch eine Glasglocke. Die Begeisterung für die sich rasant entwickelnde Technik war damals allgegenwärtig. Besonders aus dem Kommunikationsbereich gibt es schöne Beispiele: So wurde 1858 das erste Unterseekabel für Telegraphie durch den Atlantik verlegt. Um dieses Ereignis zu würdigen wurde dieser Kabelbaum hergestellt, der sich in der Sammlung des Science Museum London befindet. 1 Das Kabel hielt jedoch nur wenige Wochen bevor es durch eine Fehlbedienung zerstört wurde. Viel hilft viel ist insbesondere in der Elektrotechnik nicht immer eine gute Idee. 1865/1866 wurde ein neues Kabel hergestellt und verlegt. Seitdem gibt es eine stabile Kommunikationsverbindung zwischen Europa und Amerika. Schnell wurden es mehr und mehr Kabel durch alle möglichen Weltmeere. Gelegentlich wurden diese Kabel wieder gehoben, so wie dieses 1873 durch den Atlantik gelegte, das 1909 gehoben wurde. Es stellte sich heraus, dass sich darauf eine vielfältige Unterwasserflora und –fauna angesiedelt hatte, die auch noch hübsch anzusehen war und so wurden Stücke dieses Kabels zu Souvenirs verarbeitet wie dem abgebildeten ebenfalls aus der Sammlung des Science Museum London, das dort auch ausgestellt ist. 2 In diese Reihe gehört auch unser Tannenbaum, der noch in der erweiterten Weihnachtszeit bis zum 6. Januar im Fotoatelier beim Kinderreich ausgestellt ist. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und den Ihrigen besinnliche, erholsame Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! 1 Bild: http://collectionsonline.nmsi.ac.uk/detail.php?t=objects&type=all&f=&s=submarine&record=1
2 Bild: http://collectionsonline.nmsi.ac.uk/detail.php?t=objects&type=all&f=&s=submarine&record=26
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