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In der aktuellen Ausgabe des Museumsmagazins dreht sich alles um die Energiewende. Der Blogbeitrag zum neuen Heft.
Von Sabrina Landes Zum Mehrfamilienhaus, in dem wir wohnen, gehört ein Schwimmbad. Sie lesen richtig: Ein eigenes Bad plus Sauna und kleiner Liegewiese nur für die Bewohner eines Wohnblocks. Luxus pur. Aber wie so oft hat auch diese Sache einen Haken. Das Bad wird bewacht von selbsternannten Ordnungshütern. Diese achten insbesondere auf das vorschriftsmäßige Tragen von enganliegenden Badekappen. Auf gründliche Duschaktivitäten vor Betreten des Bades (es entgeht den Argusaugen der Badwächter nicht, ob man sich vor dem Bad auch ordentlich abgeseift und gebürstet hat) und auf spritzende Kinder. ###MORE###
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Kann man Blitze einfangen? Im Magazin erklären wir auf den Kinderseiten, wie Benjamin Franklin bewiesen hat, dass es sich bei Blitzen um Elektrizität handelt. Ein besonderes Faible aber haben die Hüter des Bades für Energiesparmaßnahmen entwickelt. Ahnungslos betritt man abends gegen 17 Uhr das Schwimmbad. Es beginnt dunkel zu werden. Man zieht sich um. Duscht sich ordnungsgemäß, zieht die Badekappe über die Ohren und schwimmt die erste Bahn. Spätestens jetzt wird ein Wächter oder eine Wächterin aus dem Nichts auftauchen. Grußlos zum Lichtschalter eilen, um das Licht zu löschen. Möglicherweise, so denkt man nachsichtig, hat die Person einen nicht wahrgenommen. Sie ist ja schon etwas älter, hat vielleicht schlechte Augen und Ohren .... Man steigt also ein wenig fröstelnd aus dem Wasser, schaltet das Licht wieder ein um abermals einzutauchen ins warme Nass. Sekunden nur dauert es, da verlöscht das Licht abermals – nur aus dem Keller, in dem sich die Sauna befindet – leuchtet es noch ein wenig. Man beschließt also, im Dunkeln weiter zu schwimmen.
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Energietänzer: Beim "Energy Harvesting" beschäftigen sich Wissenschaftler damit, wie man aus alltäglichen Tätigkeiten Energie gewinnen kann. Nach dem Bad begibt man sich erneut in die Dusche, Licht an, Wasser aufgedreht – schon erscheint eine ältere Dame, mustert einen missbilligend von Kopf bis Fuß und sagt: „Brauchen Sie Licht zum Duschen?“ „Selbstverständlich“ gebe ich zurück. „Das Licht von außen muss Ihnen doch reichen!“ erwidert die Frau. „Das ist doch Energieverschwendung.“ Noch während die Wut in einem hochsteigt, ist sie schon wieder verschwunden: hinunter in die Sauna. In der Umkleide sehe ich einen Zettel mit den Öffnungszeiten: Die Sauna, so steht da, hat geöffnet täglich von 9 Uhr bis 23 Uhr. Dienstag ist Damentag. Das – im übrigens beheizte – Bad ist zu ebendiesen Zeiten offen. Dank der stets wachen Hüter des Bades nutzen diesen Luxus nicht allzuviele Bewohner unseres Hauses. Sie zahlen klaglos ihren Anteil am Beheizen des Bades und der Sauna und sind froh, wenn man ihnen wenigstens zuhause nicht das Licht abdreht.
Post Scriptum: Für den Betrieb eines Schwimmbades fallen Energiekosten an für u.a.: Beheizung des Beckens, Beheizung nachgespeisten Frischwassers, Pumpen für Filter und Wasserführung, Dosierung von Desinfektionsmitteln. Hinzu kommt die Raumheizung im Winter. Eine Sauna verbraucht im günstigen Fall 60.000 Watt pro Stunde, eine Leuchtstoffröhre 14 Watt pro Stunde.
Sabrina Landes ist Redaktionsleiterin des Museumsmagazins Kultur & Technik. Sie bloggt regelmäßig zum Erscheinen eines neuen Hefts über ihren ganz persönlichen Zugang zum Magazinschwerpunkt. Ihre Lieblingsabteilung im Deutschen Museum ist das Mathematische Kabinett. Weil es ein wenig versteckt liegt und man an den kleinen Tischchen stundenlang herumpuzzeln kann. Eine Etage darüber gibts Kaffee und Essbares. Auch ein Argument... - Die Energiedebatte ist Thema der aktuellen Ausgabe von Kultur und Technik. Ausgewählte Artikel können Sie kostenlos online lesen .
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